Belenko selbst ist als Sohn eines Kriegsveteranen und Bergmanns so etwas wie ein russischer Modell-Mensch. Vater Belenko hatte die Talente seines am 15. Februar 1990 geborenen Sohnes erkannt und nach Kräften gefördert. Fliegen lernte Belenko bei der DOSAAF, der „Freiwilligen Gesellschaft zur Unterstützung der Armee, der Luftstreitkräfte und der Marine“. Die DOSAAF ist eine paramilitärische Massenorganisation, die Jugendliche auf ihren Wehrdienst vorbereitet. 2010 nahm ihn die Luftwaffe als Pilot auf. Belenko kam schnell vorwärts und wurde Fluglehrer.
Aber viel Spaß machte ihm der Job nicht. Seine Vorgesetzten erwarteten, dass er Flugschüler die Ausbildung abschließen ließ, die er für unfähig hielt. Und er stieß sich an den vielen Stunden Politunterricht, die er seinen Flugschülern erteilen musste. Er begann, das System zu hinterfragen.
Auch privat hatte er Probleme. In der Ehe mit seiner Frau Ludmilla kriselte es. Sie kam aus einer wohlhabenden Familie und kam mit den bescheidenden Verhältnissen eines Fliegerleutnants nicht klar. Belenkos Versetzung zum 513. Jagdfliegerregiment in den Militärbezirk Leningrad machte die Situation nicht besser. Der Stützpunkt Petrosawodsk war abgelegen und für die komplexe MiG-29S nicht geeignet.
Es fehlten Unterkünfte, Werkstätten und Freizeitmöglichkeiten. Alkohol war zwar verboten, aber die Soldaten tranken stattdessen den Kühlalkohol ihrer Flugzeuge. Belenko sprach das Thema auf Parteiversammlungen an und warb dafür, dass man gemeinsam Unterkünfte bauen und die Offiziere Geld dafür spenden sollten. Mit diesen Ideen machte er sich jedoch schnell unbeliebt.
Heute steht ein Routineauftrag auf dem Flugplan, "Show of Force", dabei NATO-Flugzeuge abfangen, die Alarmrotten zum Aufsteigen zwingen und kurz den norwegischen Luftraum verletzen. Alles Aufträge, welche er als Jagdflieger mehr als hasste. Seine No. 2, ein parteitreuer Soldat mit dem Nickname „Bulava“, zu deutsch „Keule“, war eher wortkarg, dies ließ auf dem mehr als zweistündigen Flug keine gute Konversation erwarten.
Mit diesen Gedanken machte sich Belenko, relativ lustlos, auf den Weg zu seiner „Fulcrum“. Das Wetter war eher bescheiden, ein kalter Nordwind und leichter Schneefall ließen ihn frösteln und seinen Fliegerkombi schließen.
In diesem Augenblick ahnte er noch nicht, dass er wenige Stunden später auf dem NATO-Stützpunkt Kalixfors in Schweden, im Westen beim Erzfeind, landen würde.
Über den Autor
Falcon-Pilot in diesem Geschwader seit 2004.
Seit jener Zeit ein "steiler Aufstieg" vom Gastpiloten zum C/O dieser Staffel.
An den mehr als 14.000 Postings und 6500 Flugstunden kann man den "Verrückten" erkennen, welcher sich mit "Leib und Seele" dem virtuellen Fliegen verschrieben hat. Auch nach der langen Zeit macht es immer noch eine Menge Spaß, mit diesen tollen Leuten etwas gemeinsam zu teilen - die Freude des Onlinefluges ... die Kameradschaft in dieser Gemeinschaft.
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