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    Unfallbericht zum F-16D-Absturz in Albacete


    Elf Tote forderte der Absturz einer F-16D der griechischen Luftstreitkräfte bei einer TLP-Übung. Auslöser war eine verstellte Seitenrudertrimmung.

    Am Montag, 26. Januar 2015, setzte das TLP (Tactical Leadership Program) im spanischen Albacete seinen Kurs 2015-1 mit der Mission Nr. 4 fort. An ihr sollten 22 Kampfjets teilnehmen, darunter die Lockheed Martin F-16D Block 50 der 341. Mira aus Néa Anchialos/Almiros. Im Cockpit: ein erfahrener Fluglehrer (970 Stunden auf der F-16C/D) und auf dem hinteren Sitz ein Pilot mit mittlerer Erfahrung (536 Stunden auf dem Muster). Beladen war die Fighting Falcon mit drei vollen Zusatztanks, einer Sidewinder, einem ACMI-Behälter und einer CATM-88B-Lenkwaffe (HARM) unter dem rechten Flügel.

    Auf der Abstellfläche E2 vor dem vom TLP benutzten Hangar führte die Crew zunächst den Cockpitcheck durch. Ein weiterer Check folgte nach dem Anlassen des Triebwerks. Schließlich rollte die F-16D einen Meter vor, und die Bodenmannschaft führte die normalerweise erst an der Bahn durchgeführten Kontrollen durch – ein abweichendes Verfahren, das sich beim TLP eingebürgert hatte. Damit wurden Fahrten auf den Taxiways vermieden, die nur mit Begleitung von TLP-Personal erlaubt sind.

    Gleich anschließend führte der verantwortliche Flugzeugführer noch auf der Abstellposition die Vorstart-Checks durch. Erst acht Minuten später rollte die Fighting Falcon zum Ende der Startbahn 27. Dort wartete sie noch einmal dreieinhalb Minuten auf die Freigabe, ohne dass die Checks wiederholt wurden.

    Versuche nach dem Unfall zeigten, dass man mit einer Checklisten-Kladde den Trimmknopf unbeabsichtigt verstellen kann.


    Der Startlauf verlief zunächst normal und fast identisch mit den vorherigen Starts des Piloten mit demselben Flugzeug. Nach dem Abheben ging aber alles ganz schnell: Die Nase der F-16 wanderte nach rechts, dann rollte der Fighter nach rechts. Instinktiv steuerte der Pilot gegen und zog am Sidestick, bis nach zwei Sekunden die Überziehwarnung anschlug. Die Steuereingaben zeigten aber nicht die erwartete Wirkung, und die F-16D schlug nach 7,8 Sekunden knapp neben dem Taxiway auf. Ein Feuerball und umherfliegende Trümmer schossen über die Abstellfläche E2. Drei Flugzeuge wurden total zerstört, fünf beschädigt; neun Mechaniker aus Frankreich starben, und 33 weitere Personen wurden teils schwer verletzt. Die Crew selbst kam ebenfalls ums Leben. Die Schleudersitze waren zwar sechs Sekunden nach dem Abheben vom Copiloten betätigt worden, doch da war die Maschine schon außerhalb der Flugparameter für eine Rettung.

    Nach dem Aufschlag der F-16 (Punkt 0) schossen Trümmer und ein Feuerball quer über die Abstellfläche E2, wo gerade Flugzeuge auf den Start vorbereitet wurden.


    Was den Piloten überrascht hatte, konnte die internationale Untersuchungskommission anhand der geborgenen Datenrekorder zusammenpuzzeln: Die Seitenrudertrimmung war mit zwölf Grad maximal nach rechts gestellt, wofür die F-16 keine Warnanzeige hat. Das Gegensteuern produzierte ein negatives Wendemoment, ein Effekt, den der leichte Seitenwind (neun Knoten, 60 Grad von rechts) und die asymmetrische Beladung verstärkten. Die Steuereingaben reichten nicht aus, das Flugzeug abzufangen. Simulationen bei Lockheed Martin zeigten später, dass dies nur mit ganz bestimmten Eingaben möglich gewesen wäre – und angesichts der knappen Zeit nur dann, wenn der Pilot auf den Fehler vorbereitet gewesen wäre. Wie genau der hinten auf der linken Seitenkonsole befindliche Trimmknopf nach dem letzten Check unbeabsichtigt verstellt wurde, war nicht eindeutig zu bestimmen.

    Praktische Versuche legten nahe, dass der Pilot eine Checklistenkladde wohl so unglücklich an der Seite verstaute, dass dabei der Knopf verdreht wurde. Dies hätte die Crew bei einem erneuten Check am Bahnende noch erkennen können.

    Quelle: FLUG REVUE Ausgabe 10/2015

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    • Offizieller Beitrag

    Auch der nachfolgende Bericht geht seit Tagen durch die Gazetten. Über die "Seriosität" kann keine Aussage getroffen werden!

    Tödlicher Absturz bei der USAF - Gefälschte Teile im F-16-Schleudersitz?

    Eine F-16 der US Air Force stürzte 2020 bei einem Übungsflug ab. Der Pilot schoss sich aus dem Cockpit – doch starb er trotzdem, weil sein Fallschirm nicht auslöste. Nun erheben die Witwe des Piloten und ihr Anwalt schwere Vorwürfe. Es geht um den Schleudersitz.

    Der 30. Juni 2020 sah als Trainingsinhalt einen Nachtflug vor – inklusive Luftbetankung. Für David Schmitz, 32 Jahre alt, F-16-Pilot bei der US Air Force und stationiert auf der Shaw AFB in South Carolina, war letzteres eine Premiere. Aber irgendwie lief es nicht an diesem Abend. Die Betankung schlug fehl, Schmitz und sein Rottenführer mussten mangels Sprit im Tank einige Missionsinhalte streichen und früher als geplant zum Stützpunkt zurückkehren. Doch die nächtliche Landung auf dem Fliegerhorst missglückte ebenfalls – mit fatalen Folgen. Schmitz flog die Runway zu tief an, touchierte kurz vor Erreichen der Pistenschwelle eine Antenne, die sein linkes Hauptfahrwerk beschädigte.

    Der Schleudersitz versagt

    Der First Lieutenant gab direkt vollen Schub, die F-16 startete durch, flog eine Platzrunde. Währenddessen bereitete sich am Boden, auf Anraten des "Supervisor of Flying" im Kontrollturm, alles für eine Landung mit dem Fanghaken vor. Abermals setzte Schmitz zur Landung an – verfehlte jedoch das ausgelegte Fangseil. Die linke Tragfläche berührte den Boden. Keine Chance mehr. Ausstieg!

    Doch anstatt Schmitz' Leben zu retten, versagte der Schleudersitz. Zwar schoss er den 32-Jährigen erfolgreich aus dem Cockpit, löste sich anschließend jedoch nicht wie vorgesehen vom Mann. Auch der Fallschirm des Piloten öffnete sich nicht. David Schmitz schlug, mitsamt Sitz, Sekunden später ungebremst auf dem Boden auf. Er war sofort tot.

    Pilotenfehler als offizielle Hauptursache

    Der öffentlich zugängliche Unfallbericht der Air Force, datiert auf den 9. November 2020, nennt als Hauptursache für den tragischen Unfall einen Pilotenfehler. Schmitz habe "die Anflugbefeuerung nicht richtig interpretiert und die Pistenschwelle nicht erkannt, was zu einem schwer beschädigten Fahrwerk führte." Der Ratschlag des Flugleiters, eine Fangseil-Landung zu versuchen, anstatt direkt auszusteigen, hätte ebenfalls zu der Tragödie beigetragen. Dass der Schleudersitz, der Schmitz' Leben hätte retten sollen, kapital versagte, wird von der Air Force erst an dritter Stelle erwähnt. Für Schmitz' Witwe und ihren Rechtsanwalt Jim Brauchle war das ein Grund, genauer hinzusehen. Gestützt auf den "Freedom of Information Act" forderte Brauchle, so berichtet es das Portal "Air Force Times", bei der US-Luftwaffe die internen Untersuchungsberichte zu dem Fall an. Und die förderten in der Tat bedenkliche Details zutage.

    Der von Teledyne gelieferte "Sequencer", findet nicht nur in der F-16, sondern auch in vielen anderen US-Kampfjets Verwendung.

    Gefälschtes "Gehirn" im Sitz?

    Vor allem ging es in den internen Dokumenten um den Sequencer im Schleudersitz von Schmitz' F-16. Dieses kleine Elektronikbauteil, hergestellt vom Unternehmen Teledyne Technologies, ist gewissermaßen das "Gehirn" des Schleudersitzes, das beim Auslösen der Rettungssequenz deren korrekten Ablauf choreografiert.

    Bei David Schmitz' Schleudersitz war am Sequencer offensichtlich etwas faul. Die Elektronik im Inneren des Sitzes sei zerkratzt und ungleichmäßig geschliffen gewesen und habe auch ansonsten von minderwertiger Handwerkskunst gezeugt, zitiert "Air Force Times" aus dem internen Bericht. Sechs Transistoren besaßen demnach "keine konforme Beschichtung, waren stark zerkratzt, hatten Kratzspuren durch Lichtbögen, galten als veraltet und standen im Verdacht, gefälscht zu sein." Das Problem betreffe Komponenten von externen Zulieferern – allerdings fanden sich laut den Ermittlern des Air Force Research Laboratory auch Hinweise darauf, dass Teledyne von der Sache wusste und selbst Schritte unternahm, um sie zu verschleiern. "Teledyne scheint fünf Mikrochips auf dem Sequenzer ausgetauscht zu haben, bevor sie ihn ins Labor schickten", schreibt Air Force Times.

    Klärung vor dem Zivilgericht

    Das Air Force Research Laboratory wertete seine Entdeckungen als "sehr verdächtig", schränkte aber ein, es sei nicht sicher, dass die Fehlfunktion des Schleudersitzes dadurch verursacht wurde. Das Rechtsteam der Witwe Schmitz hat nun eine Schadensersatzklage vor dem Bezirksgericht von South Carolina angestrengt. Diese richtet sich nicht nur gegen Teledyne, sondern auch gegen Flugzeugbauer Lockheed Martin sowie gegen den Hersteller des F-16-Schleudersitzes ACES II, Collins Aerospace. Die US Air Force selbst kann gemäß geltender Rechtslage nicht verklagt werden.

    Laut Medienberichten wusste die USAF schon länger über mögliche Probleme mit dem Aces II-Sitz Bescheid - trieb eine Lösung aber nicht schnell genug voran.

    Bekanntes Problem

    Rechtsanwalt Brauchle erhofft sich nach eigenen Angaben, mithilfe der Klage Klarheit darüber zu erlangen, ob die verdächtigen Teile tatsächlich gefälscht waren oder nicht. Zudem stehe die Frage im Raum, ob die von Teledyne gelieferten Sequencer generell den Qualitätsstandard der Air Force erfüllen. Der Aces II-Schleudersitz samt Teledyne-Sequencer ist nicht nur in der F-16 verbaut, sondern auch in zahlreichen anderen US-Kampfjets wie A-10, B-1B, B-2, F-15 und F-22. Das Air Force Safety Center hatte laut Klägerseite bereits 2012 empfohlen, die Komponenten im Aces II-Schleudersitz durch zuverlässigere Hardware zu ersetzen. "Verzögerungen bei diesen Ersatzbemühungen führten dazu, dass die Air Force die Sequencer länger als beabsichtigt einsetzte – auch in Schmitz‘ Kampfjet", so Air Force Times. Die Webseite Military.com sieht es etwas drastischer.

    Sie titelt: "Die Air Force wusste, dass sie ein Problem mit dem Schleudersitz hatte, beeilte sich aber nicht bei der Lösung. Dann starb ein Pilot..."

    Quelle: FLUG REVUE v. 23.09.2022

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