- Offizieller Beitrag
ZitatAlles anzeigenBEDINGT EINSATZBEREIT?
In Südkorea sind derzeit 12 US-amerikanische Luftwaffeneinheiten stationiert. Ihre Aufgabe: gemeinsam mit südkoreanischen Einheiten patrouillieren, aufklären, abschrecken, Frieden sichern. Ein internes Gutachten bescheinigt jetzt: Trotz hoher Standards bei Ausrüstung und Wartungsstand der Maschinen erfüllen mehr als die Hälfte der stationierten Piloten nicht mehr den Status „combat ready“; sie gelten als nicht einsatzbereit.Kimpo Airbase, ein kleiner Regionalflughafen einer Vorstadt am norwestlichen Rand der Hauptstadt und Metropole Seoul. Hier sind die 1st Glory Wings, einst Aushängeschild des pazifischen Luftwaffenkommandos, PACAF genannt, stationiert. Der Commanding Officer der Staffel, Klaus D., ist Anfang 50 und hat, wie die meisten seiner Piloten, Einsatzerfahrungen in verschiedenen Konflikten von Panama bis zum Balkan gesammelt. Seine Staffel gilt als „Troubleshooter“. Wo immer es in der Welt brennt und die USA intervenieren müssen, sind sie dabei. Entweder an erster Stelle oder als direkte Reserve.
Doch diese Zeiten scheinen vorerst vorbei zu sein, denn nach uns vorliegenden internen Papieren erfüllen viele Piloten der Staffel nicht mehr die vorgegebenen Leistungsstandards.
Zu schwer, zu schwach, zu unflexibel, so kann das Fazit des Berichts mit einfachen Worten zusammengefasst werden.Datengrundlage für das Gutachten ist eine kürzlich durchgeführte Leistungsstandfeststellung, die neben fliegerischen Elementen auch theoretische Inhalte abfragte und die körperliche Fitness testete. Einen zu absolvierenden Testflug im gehobenen Anspruchsniveau konnten die wenigsten Flieger erfolgreich zu Ende fliegen. Schäden im zweistelligen Millionenbereich seien bei der Übung entstanden. In den Testkategorien „Beherrschung der Technik“ lautet die abschließende Einschätzung schlicht: „unterdurchschnittlich“.
Und auch die Ergebnisse der jüngsten Einsatzflüge stimmen PACAF nicht zufrieden.
So kommt ein interner Prüfbericht zu dem Absturz einer Boeing mit hochrangigen Regierungsvertretern auf dem Weg zum G-20-Gipfel von Japan nach Seoul über dem japanischen Meer am vorvergangenen Dienstag zu dem Ergebnis, dass nicht mit abschließender Sicherheit ausgeschlossen werden könne, dass das Fehlverhalten der Piloten im unmittelbaren Geleitschutz für diesen Vorfall ursächlich sein könne.
Im Klartext heißt das: es besteht die Möglichkeit, dass die Verkehrsmaschine von eigenen Piloten abgeschossen wurde. PACAF und die US-Regierung dementieren diese Interpretation. Noch, denn fest steht in jedem Fall: die US-Luftwaffe hat sich seitdem an keinem Einsatz im Luftraum über Südkorea und Japan mehr beteiligt.Commanding Officer D. nimmt unsere Rechercheergebnisse wortlos zur Kenntnis. Man solle sich an die Pressestelle bei PACAF in Seoul wenden, antwortet er kurz angebunden. Seine Piloten beweisen täglich einen hohen Ausbildungsstand erklärt er und verweist auf die maßgeblichen Erfolge bei dem international gebilligten Präventivschlag gegen nordkoreanische Atomanlagen. Auch die Ergebnisse der Leistungsstandfeststellung will er nicht weiter kommentieren. „Die Auswertung läuft."
Sein Stellvertreter, Jochen D., ein Pilot wie aus dem Bilderbuch, verweist dagegen stolz auf die Statistik der Staffel seit ihrer Stationierung in Südkorea: 48 Einsatzflüge, über 1.000 Flugstunden, nur „verhältnismäßig wenige“ Abstürze, Trefferbilanz 4:1. Zahlen die für sich sprechen, so findet jedenfalls der Lieutenant Colonel und Executive-Officer D.Dennoch, PACAF und das Verteidigungsministerium sind besorgt. 120 Jagdflugzeuge vom Typ F-16 sind allein den Piloten in Kimpo verloren gegangen. Über 30 davon auf Grund von Pilotenfehlern. Vor dem Hintergrund des sich verschärfenden Konflikts zwischen Nord- und Südkorea sicherlich keine beruhigenden Erkenntnisse.
Aus Seoul berichtete Steve Urkel
Aus: "Kaine´s Airforce Weekly", Asiatische Ausgabe, von Fr., 12.11.2010.