Gezwungen zum Verrat - Deserteur wider willen -Part I-

Der Captain erwachte aus einem tiefen, traumlosen Schlaf. Erst warf er sich auf den weichen Kissen noch ein paar Mal hin und her, um noch etwas Schlaf zu finden, schließlich musste er sich doch dem Brummen in seinem Schädel ergeben. Er schlug die Augen auf. Geblendet von weißer Helligkeit brauchten seine Augen einige Sekunden, um klar sehen zu können. Er blickte auf einen über ihm gespannten Zelthimmel aus beigem Leinen. Langsam richtete er sich auf. Sein breites Bett stand in der Mitte eines runden Zeltes. Auf dem Boden lagen edle Teppiche, in einer Ecke stand ein Schreibtisch mit Laptop, ein Funkgerät, ein Telefon. In einer anderen Ecke stand eine hölzerne Vitrine. Hinter den Glastüren eine Auswahl erlesenster Whiskies. Der Blick schweifte auf den Boden neben seinem Bett. Zwei geleerte Flaschen Highland Malt, eine Flasche Champagner, zwei leere Gläser.

Langsam erinnerte er sich. Die Landung, der Empfang, das Festessen. Die Begrüßung durch diesen Scheich und seine Ansprache. Und an Aischa. Wo war sie? Hatte er sie nicht mit in das Zelt genommen und sie hatten sich bis in die Morgenstunden prächtig amüsiert? Er bekam eine Gänsehaut, als er an ihre weiche Haut, ihre grünen Augen und ihre dunklen, lockigen Haare dachte. Er war gerade aufgewacht und vermisste sie schon.

Doch wie war er hierher gekommen? Der Captain setzte sich an den Schreibtisch, fuhr das Laptop hoch und versuchte sich zu erinnern. Richtig, gestern Morgen war er noch im Saudi-Arabischen Wejh. Seine Staffel wollte zur letzten Etappe des Überführungsfluges nach Israel aufbrechen. Dort sollten sie der IDF Luftwaffe zur Hilfe kommen um ihr gegen die Ägypter zu Hilfe zu leisten. Die waren zuvor in das Emirat Sinai einmarschiert und bedrohten nun einen wichtigen Bündnispartner. Er machte sich nie viel aus Politik, aber er wusste, dass die Funken im Nahen Osten die Welt in Brand setzen konnten.

Eigentlich sollte er in einem spärlichen klimatisierten Hotelzimmer in Ramat David sein und Briefe an seine Liebsten zu Hause schreiben. Doch nun lag Captain der US Air Force Caesar in einem -zugegeben komfortablen- Zelt irgendwo unter gleißender Sonne und Palmen, umgeben von nichts als Sand. Nur der Strom, der sich einige hundert Fuß entfernt durch die Wüste schlängelte, wirkte kühl und erfrischend.
Er wusste, dass seine Kameraden Cester, Opasi, Para, Popy, Bluebird, Sohlo in den gleichen Zelten, sein mussten. Auch sein Lead Fireball und sein Wingi Ghostrider waren irgendwo in der Nähe.Er dachte nach. Anfangs hatte er Angst gehabt. Als er über dem Roten Meer den kleinen Sprengsatz im Cockpit fand, wusste er, dass der Scheich ernst machte. Er konnte nicht fliehen. Die kleine Entschädigungszahlung und die Aussicht auf ein Leben wie in den Märchen von 1000 und einer Nacht, wenn der Krieg vorüber war, zerstreute seine Bedenken. Es fiel ihm leicht, sich in das neue -anfangs unfreiwillige- Schicksal zu ergeben. Wenn es so sein sollte, dann war es eben so. Einzig hoffte er, dass er keine Angriffe fliegen musste, bei denen am Ende zivile israelische Opfer zu beklagen sein würden. Er hatte deutsche Wurzeln und war sich bewusst, was seine Vorfahren im Namen eines "Führers" angerichtet hatten. Aber das hatte er ja auch selbst in der Hand. Er entschied, ob er den roten Knopf am Stick drückte oder es ließ.

Er verbannte diese Gedanken aus seinem Kopf und ging nach draußen vor das Zelt. Die grelle Mittagssonne blendete ihn noch mehr. Vor dem Zelt fand er Aischa, die sich in der Sonne badete. Er setzte sich zu ihr und nahm ihre Hand. Gemeinsam sahen sie wortlos in die Ferne, dorhin, wo er die großen Pyramiden vermutete. Er würde dorthin gehen, die Pyramiden sehen, auf einem Kamel würde er dorthin reiten, gemeinsam mit seiner neuen Freundin. Dann würden sie ein Boot nehmen und auf dem Nil spazieren fahren. Hinauf und hinunter, vom Mittelmeer bis Abu Simbel.

Ein Schatten riss ihn aus seinen Gedanken. Sein neuer Staffelführer, Captain Cester, stand vor ihm, neben ihm ein Scheich wie aus dem Film: mit weißem Umhang, Sonnenbrille und Kopftuch. "Captain, folgen Sie uns bitte zum Briefing", forderten die beiden Männer ihn auf...

Fortsetzung folgt.

Zitat

" Was sagt denn Deine Frau dazu?"

Frau.... Au, au

Die sitzt mit den übrigen daheimgebliebenen Fliegerfrauen in Kunsan, passt auf die Kinder auf und wartet auf ´nen Anruf

Herzliche Grüße

Caesar