Operation: TROJAN SHADOWS

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    Rund dreißig Meilen Luftlinie lagen zwischen den Invasionsstränden im Südosten und Südwesten der Insel Rhodos und dem vor ihm liegenden Hauptquartier des hellenischen Oberkommandos „Dodekanes“ in der Hauptstadt, die der Insel ihren Namen verlieh. Oder war es umgekehrt?

    Captain Harold Coyle wusste, dass diese Frage genauso müßig war, wie die, ob es nun zuerst Hühner oder Eier auf der Welt gegeben hatte. Dennoch ertappte sich der junge Zugführer immer wieder dabei, wie er bei langen Fahrten eigentlich unnützen Gedanken dieser Art nachhing. Das brummen der Gasturbine seines M1A1-Abrams Panzers sowie das gleichmäßige Rollen der Ketten auf dem Schotter der griechischen Landstraße machte ihn müde. „Nach müde kommt dumm“, fiel ihm eine alte Weisheit aus seiner Rekrutenzeit ein. Er öffnete eine Dose „Mr. Browns“ Eiskaffee und spürte, wie das Koffein seine Wirkung zeigte.

    Seit ihrer Landung an den goldenen Stränden der Insel waren einige Stunden vergangen. Sie waren gut vorangekommen, zunächst die Berge hinauf in Richtung Zentrum der Insel. Im Städtchen Kattavia stießen sie auf die Überbleibsel der ersten erwarteten größeren Bedrohung. Die Reste einer Batterie von ehemals über dreißig Geschützen des Kalibers 155 mm schwelten und glühten in der vormittäglichen Sonne. Den Angriff von vier F-16, bis an die Zähne bewaffnet mit Maverick-Raketen, hatten Sie an Bord der Landungsflotte beobachten können. Die aufsteigenden Rauchschwaden brachten ihnen noch auf See die Sicherheit, dass bei der Landung kein Artillerie-Sperrfeuer vielleicht die Hälfte des Bataillons im warmen Wasser am Strand der Insel versenken würde. Er hoffte, dass die zweite Rotte F-16, die sich um die im Zentrum der Insel vermuteten Gegner kümmern sollte, ebenso erfolgreich war.

    Vorsichtig ließ Coyle seinen Zug die letzten Hügel vor der vermuteten Stellung des Gegners hinaufziehen. Kurz vor der Spitze des Hügels würde er die vier Panzer halten lassen und sich nur so weit nach vorn tasten, dass gerade die Oberkanten der Türme seiner Abrams-Panzer einen Blick in die dahinter liegende Ebene werfen konnten. Auf diese Weise hatte er zwei Vorteile: Volle Feuerkraft im vorderen Sektor bei maximaler Panzerung. Gleichzeitig war die erkennbare Silhouette seiner Panzer minimal. Mit etwas Glück sah er seine Gegner, ohne dass sie ihn sahen. Natürlich wusste er, dass die Griechen auf der Gegenseite mit dem deutschen Kampfpanzer Leopard 2A5 ein mindestens ebenbürtiger Gegner waren.

    Im Gegensatz zum jungen Captain Coyle war Oberstleutnant Georgios Papadopoulos ein erfahrener Soldat und Bataillonskommandeur in der griechischen Panzertruppe. Seine Einheit hatte ursprünglich den Auftrag erhalten, eine Brücke im Nirgendwo, mitten auf Rhodos zu verteidigen, um den Rückzug von Raketenwerfern und Infanterieeinheiten nach einer zu erwartenden Landung der NATO-Truppen zu sichern. Anschließend sollten sie in eine bereits von Pionieren vorbereitete Feuerstellung hinter den Bergen nördlich von ihnen wechseln und von dort die vorstoßenden Gegner bekämpfen. Auf diese Weise sollte der Vormarsch auf die Inselhauptstadt gestoppt werden. In einem unmittelbar folgenden Gegenschlag sollte der Feind direkt wieder in die Ägäis zurückgeworfen werden.

    Dass dieser Plan nicht gelingen konnte, musste Papadopoulos schon früh am Morgen des 26. Mai realisieren. Fernab von jeglicher eigener Luftunterstützung und ohne nennenswerte Flugabwehr waren seine Panzer den wiederholten Luftschlägen der auf Kreta stationierten NATO QRF nahezu schutzlos ausgeliefert. Weder die russischen SA-10 oder SA-11 Boden-Luft-Einheiten konnten die gegnerische Luftwaffe aufhalten, noch war die Luftabwehr, die standardmäßig zu seinem Bataillon gehörte, in der Lage, seinen Panzern den Schutz zu gewähren, den sie zur Auftragsdurchführung brauchten. Der strikte Befehl des Oberkommandos, die Stellung zu halten, nahm ihm jede Möglichkeit, Deckung in den naheliegenden Waldrändern zu suchen. So brachte Papadopoulos für seine letzte Schlacht noch genau zwei Leopard 2 Panzer, einen Bradley und drei Mistral-Luftabwehreinheiten aufs Feld.

    Der Blick durch das Fernglas täuschte ihn zunächst. Waren dort am südlichen Horizont nicht eben noch drei Pinien zu sehen gewesen? Er stieg etwas höher aus seiner Kommandantenluke und erkannte jetzt deutlich, dass dort, wo eben noch die Pinienspitzen in die Höhe ragten, nun zwei lange Antennen mit Wimpeln über den Bergkamm wippten. Da waren die Amerikaner also. Sollten sie kommen, er würde bis zur letzten Patrone seine Stellung verteidigen. Die 120mm Glattrohrkanonen seiner beiden letzten Panzer waren mit Panzerbrechenden APFSDS, kurz SABOT genannten Geschossen geladen. Die gleiche Munition führten auch Coyles amerikanische M1A1-Abrams Kampfpanzer in ihren Magazinen hinter dem Turm mit sich. Das SABOT-Geschoss war im Grunde nichts Anderes als eine überdimensionierte, superharte Stecknadel aus Wolfram, die an einem Treibspiegel durch den Lauf eines Geschützes geführt wurde. Am Ende des Laufs hatte diese Wolfram-Nadel eine Geschwindigkeit von über 1.750 m/sek.

    Coyle brauchte nicht lange, um zu erkennen, dass am Ende des vor ihm liegenden Tals die Reste des ehemals stolzen griechischen 30. Panzerbataillons in Stellung standen. „Schütze, SABOT, zwei Panzer, elf und ein Uhr, 2000 Meter!“, befahl er fast flüsternd er in das Intercom-Mikrophon seines Panzers, um nur Sekundenbruchteile die Meldung „HEAT geladen, bereit!“ des Ladenschützen zu vernehmen. Im Gegensatz zu den SABOTs war die HEAT-Munition nichts anderes als eine mit Pulverdampf durch den Lauf getriebene hochexplosive Bombe. Nicht so panzerbrechend wie die SABOT, aber für den Moment hatte Coyle keine Wahl. Für den Wechsel der Munition war keine Zeit mehr. Schnelligkeit entscheidet das Gefecht. „Ziel identifiziert!“ Sein Richtschütze hatte die zugewiesenen Gegner erkannt, die Entfernung bestimmt und die Kanone auf das erste Ziel ausgerichtet. „Feuer HEAT, SABOT laden!“, bafahl Coyle. Wenigstens hätte er beim nächsten Schuss die richtige Munition. „On the waaaaaay!“. Coyles Richtschütze hatte abgedrückt.

    In der gleichen Sekunde erkannte Papadopoulos zwei Kilometer weiter nördlich die Gefahr und befahl seinem Richtschützen, die Rheinmetall-Kanone seines Leos auf den Panzer mit den Wimpeln an den Antennen auszurichten. In dem Moment, in dem sein Feuerbefehl kam, sah er den Mündungsblitz am Panzer auf der anderen Talseite. Genau eine Sekunde später schlug das Hochexplosivgeschoss zwischen am Turm des Leopards auf. Mit einem wuchtigen Donner und hellem Blitz setzte die Hochexplosivmunition die Energie des Sprengstoffs in Wärme und Druck um, so dass Papadopoulos Panzer um einige Meter nach hinten geworfen wurde. Die Panzerung vermochte der direkte Treffer jedoch nicht durchdringen. Als Papadopoulos nach wenigen Sekunden Black-out wieder zu sich kam, wusste er, dass der Kampf endgültig verloren war. Der letzte Befehl an seine Besatzung und die restlichen Einheiten seines Bataillons war: „Der Kampf ist aus, rettet Euch!“. Er half seinen Männern aus dem noch immer schwankenden Panzer, dann sprang auch er vom Turm und versuchte so schnell es nur ging, mit seinen Leuten das Schlachtfeld zu verlassen.

    „SABOT geladen, feuerbereit!“, rief Coyles Ladeschütze, beantwortet von einem knappen „Feuer“. Hinter sich hörte Papadopoulos das hässliche Krachen, als die Wolfram-Nadel die Frontpanzerung des Leopards durchstieß. Erst kurz danach kam aus der Ferne der Donner des Schusses bei ihm an. Durch den immensen Druck des Aufpralls schmolz die Wolframnadel des SABOT-Geschosses den Stahl der Panzerung. Flüssig und glühend heiß drang dieser in das inzwischen menschenleere Innere des Turms. Dort entzündete sich sofort alles brennbare Material und nur Millisekunden später explodierte der Geschützturm und wurde meterhoch in die Luft geworfen, als wäre er aus Pappe.
    Papadopoulos´ Panzer war Geschichte und der griechische Oberstleutnant wusste, was für ein Glück er hatte, das dieser Ami, warum auch immer, beim ersten Schuss die Panzerung nicht durchschlagen konnte. Ohne sich umzublicken rannte er weiter, um nicht Opfer von Sekundärexplosionen zu werden, die er jeden Moment über sich und seine Kameraden hereinzubrechen wähnte.

    Als Coyle bemerkte, dass die gegnerischen Einheiten offenbar nicht mehr zurückschossen, setzte er seinen Zug weiter Richtung Norden in Bewegung. Je näher er der Brücke im Nirgendwo kam, desto sicherer wurde er, dass er hier mit keiner Gegenwehr mehr rechnen musste. Das 30. Panzerbataillon war geschlagen und wenn die Jungs von der Intelligence ordentlich gearbeitet hatten, war der Rest des Weges nach Norden offen. Zur Hauptstadt, der die Insel ihren Namen verdankt - oder war es doch umgekehrt?

    • Offizieller Beitrag

    Gegen 22:30 Uhr am Dienstagabend waren die Piloten der 1st Glory Wings in Kasteli bereits damit beschäftigt, bei einer Flasche Bier, Wein, Wodka oder Whisky ihren letzten erfolgreichen Einsatz auszuwerten. Nicht ohne Stolz gaben die Piloten ihre Heldengeschichten zum Besten. Diesmal konnten sie Striche in fast allen Spalten ihrer Einsatzstatistik vorweisen. Von der Aufnahme gelungener Recon-Fotos, dem Abschuss eines AAA-Radars, einiger griechischer Flugzeuge sowie von Panzern und Kanonen war alles dabei. Der Kommodore sah zufrieden aus und von Bieberstein in Heraklion würde es auch sein.

    Zur gleichen Zeit luden Coyle und seine Männer ihre kleinen Taschen mit persönlichen Gegenständen aus den Stahlkolossen, die sie von den Stränden im Süden Rhodos bis in die Hauptstadt gebracht hatten. Die Nacht sollten sie in Räumen des kampflos übernommenen Hauptquartiers des hellenischen Oberkommandos „Dodekanes“ in der „Themistokles-Kaserne“ verbringen. Als Coyle die Luke zum Panzer schloss, bemerkte er einen Blackhawk-Hubschrauber, der wie schwerelos über der Wiese vor einem flachen Gebäude mit zahllosen Funkantennen und Satellitenschüsseln auf dem Dach schwebte. Kurze Zeit später stürmten zehn mit Sturmhauben vermummte Soldaten in deutscher Uniform, die Coyle als Angehörige der KSK Spezialeinheit identifizieren konnte, aus dem Gebäude. Jeder trug einen großen Karton in der Hand. Die Soldaten sprangen in den Blackhawk, der sich mit aufheulender Turbine in die Luft erhob, in einer scharfen Linkskurve im Tiefflug über das Kasernengelände hinweg donnerte und in Richtung Westen am inzwischen dunklen Horizont der Stadt verschwand.

    Nur eine Stunde später übergab Stabsfeldwebel Roos zehn Kartons mit Unterlagen, die er mit seinen Männern in der Nachrichtenzentrale des hellenischen Oberkommandos sicherstellen konnte. Einige Dokumente mussten die Soldaten der Spezialeinheit aus Aktenvernichtern ziehen, als diese, vermutlich wegen Stromausfalls, ihren Einsatz versagten. Hauptmann Bärbel Schatz dankte dem Stabsfeldwebel und machte sich sofort daran, die Unterlagen zu sichten. Sie erhoffte sich, Schlüssel zum Knacken der Botschaften ihres „Vögelchens von Santorini" zu finden.

    Als der Morgen graute, konnten Schatz und ihre Kameradinnen und Kameraden der EloKa-Kompanie ihre Augen kaum noch offen halten. Die gefundenen Schlüssel, eine Transskribtionstabelle sowie Hilfsmaterial für Entschlüsselungsaufgaben hatten sie auf dem Schreibtisch ausgebreitet.
    Ihre letzte Amtshandlung bestand nun darin, diese Unterlagen allen eingesetzten Stellen verfügbar zu machen. Also legte sie die Dokumente nacheinander auf das Kryptofax, das in einem mehrfach verschlossenen, abhörgesicherten Raum stand und programmierte die Nummern der Empfänger in das Gerät:

    - Gen von Bieberstein, CinC AegC, im Hause
    - FKpt Hallstein, Chief of Staff, im Hause
    - Col Dro16, C/O 1stGW, Kasteli
    - Maj Sparrow, Nachrichtenoffz. 1stGW, Kasteli

    Als die Unterlagen gesendet waren, legte sie sich auf das Feldbett, das sie inzwischen in ihrem Büro aufgestellt hatte. Keine Minute später war sie eingeschlafen.

    [pdf]https://dl.dropboxusercontent.com/u/21695247/Bil…dos%20Codes.pdf[/pdf]

    [pdf]https://dl.dropboxusercontent.com/u/21695247/Bil…ubstitution.pdf[/pdf]

    [pdf]https://dl.dropboxusercontent.com/u/21695247/Bil…tungsmatrix.pdf[/pdf]

    • Offizieller Beitrag

    Hinter meterdicken, mit Spezialmaterial gedämmten und abhörsicher versiegelten Betonwänden im Tiefgeschoss seines Eigenheimes arbeitete Maj. P. SPARROW B. seit Stunden an den ihm durch Hauptmann Bärbel Schatz übermittelten geheimen Dokumenten.

    Es schien erst ein Leichtes, jetzt, mit dem gefundenen Schlüssel und der Transskribtionstabelle die wertvollen Informationen offenlegen zu können, jedoch wurde - nicht ganz zur Überraschung von Maj. Sparrow - hier doch mehr als nur ein einfacher Umwandlungsalgorithmus verwandt und so floss gegen Mitternacht bereits der 5. Kaffee durch seinen Magen.

    Die lustige Vorstellung er wäre Raucher und müsse in diesem Falle wohl bald den vollen Aschenbecher draussen entleeren kam ihm in den Sinn. Zumindest dies hätte ihm erlaubt sich für wenige Augenblicke von den Dokumenten zu trennen und gleichzeitig seinen Kopf kurzfristig mit wertvollem Sauerstoff umspült. Aber diese Vorstellung war wenig tröstlich denn ihm war klar, dass er wohl kaum ein Auge zumachen würde bevor nicht zumindest die Grundidee der Entschlüsselung sein Grosshirn gestreift hätte....

    Also trank er weiter Kaffee.
    Eine Idee muss her!

    Aber diesen Gefallen wollte ihm die Kombination von 5-er Zahlenreihen und der Transkribtionstabelle, die als Auflösung lediglich 3-stellige Zahlen aufwies, nicht tun. Alle Versuche scheiterten bisher - von der Anwendung des 08-15-Codes den jeder Anfänger bereits am ersten Tag auf der Dechiff-Schule lernt bis hin zu mathematischen Ansätzen, die seinen Laptop zum Glühen brachte....

    Alles erbrachte oft bereits in der 2-ten oder 3. Zeile eine "Nichtübereinstimmung" - eine "non solution" - eine Sackgasse.

    "Mhhhhh", murmelte er sich in den Stoppelbart, "mhhh. Da stimmt doch irgend etwas nicht! Es sieht so leicht aus und ist doch zu schwer für mich?? Vielleicht hilft ja Vodka? Nein, ich bleib' doch lieber bei Kaffee...."

    Als er gegen 2 Uhr nachts auch die Rätsel der ENIGMA auf das vor ihm liegende "Hilfsmaterial für Entschlüsselungsaufgaben" (päh - es handelte sich lediglich um ein Blatt Papier mit jeweils 5 leeren Kästchen in 3 Spalten) übertragen hatte und sich ihm auch daraus kein Lösungsansatz bot, verzweifelte er erstmalig an seinen Dechiffrierkenntnissen.

    Leicht frustriert und völlig übermüdet bereinigte er mit einer einzigen Armbewegung seinen Schreibtisch und die darauf ausgebreiteten Unterlagen segelten zu Boden. Dabei beobachtete er die sich drehenden Zahlen auf dem geheimen Schlüssel und ihm kam da eine Idee.....

    Morgen, dachte er sich, morgen probier ich das auch noch einmal aus!
    Das Problem muss doch gelöst werden!

    Vielleicht hat ja "die gute Babs" - wie er sie nur nannte - ja doch noch einen Hinweis übersehen....

    Ähnlich wie kurz zuvor die Blätter zu Boden seiner eigens eingerichteten "Nachrichtenzentrale" torkelten, sank er zu Bett und nahm sich endlich den notwendigen "Schlaf der Gerechten"

    - Maj Sparrow, Nachrichtenoffz. 1stGW, Kasteli

    • Offizieller Beitrag

    Kapitän Alexis sah die beiden F-16, die sich seinem Schiff von Osten her näherten, erst im letzten Moment. Er konnte sich gerade noch flach auf den Boden seiner Kommandobrücke werfen, als er die Lichtblitze aus der linken Seite der Flugzeuges sah. Die Leuchtspurprojektile im Kaliber 20 mm flogen mit einer Geschwindigkeit von gut 1.000 Metern pro Sekunde auf ihn und sein Schiff zu. Nur einen Wimpernschlag später schlugen sie am Heck seines in die Jahre gekommenen Containerschiffes ein. Dort erzielten sie die vom Schützen gewünschte Wirkung: Sie bohrten sich durch die relativ dünne Außenwand des Schiffs, knapp ober- und unterhalb der Wasserlinie. Sie zerstörten dabei sämtliche Mechanik und Hydraulik, die sich ihnen in den Weg stellten und mit einem Schlag war der ehemalige Stolz seines Reeders nicht nur manövrierunfähig, sondern verlor auch noch seinen Antrieb.

    Nachdem die beiden Jagdbomber über sie hinweg gedonnert waren, hasteten Dimitri und Alexis ins Freie, um einen speziell versiegelten und verplombten Container zu öffnen, der neben diversen Feuerwaffen auch einige schultergestützte Flugabwehrraketen vom Typ "Strela-3" beinhalteten. Diese Raketen verfügten über einen Hitzsesuchkopf, der für tief fliegende Angreifer durchaus eine Gefahr darstellen konnte. Dimitri wies seinen Kapitän an, eine SA-14, wie die MANPADs im NATO-Jargon genannt werden, abschussbereit zu machen, derweil hatten die beiden F-16 schon in engster Formation gewendet. Erneut rasten sie mit rund 400 Knoten auf das manövrierunfähige Containerschiff zu.

    Captain Paladin, einer der beiden Piloten der F-16, wunderte sich bereits, dass dieser mit offensichtlich uralten Containern beladene Klumpen rostigen Eisens überhaupt noch schwimmen konnte. Dann sah er an Deck des Schiffs zwei Männer. Einer der beiden nestelte mit einem langen Eisenrohr in seinen Händen herum. Noch bevor der junge Captain genauer darüber nachdenken konnte, was dort unten vor sich ging, legte der Mann das Rohr auf seine Schulter und drehte sich in seine Richtung. Geistesgegenwärtig drückte Paladin ein weiteres Mal den Trigger-Button seines Flugsteuerknüppels. Millisekunden später ratterte die 20-Millimeter Vulcan-Kanone seiner Viper und eine weitere Salve der Leuchtspurmunition verließ über den Vorderausgang die F-16. Mit tödlicher Präzision schossen die leuchtenden Projektile auf das Deck zu. Die beiden Männer, die dort standen, erkannten die Gefahr, reagierten jedoch auf unterschiedliche Art und Weise: Dimitri hechtete rückwärts über die Reling. Mit einer Wende in der Luft, die einem Turmspringer bei den olympischen Spielen zu einer Medaille verhelfen würde, sprang er über Bord und tauchte kurz darauf in das verhältnismäßig warme Mittelmeer ein.

    Kapitän Alexis hingegen hastete eine Gangway herunter, stolperte auf der Treppe und brach sich dabei den linken Arm. Halb benommen blieb er rund 10 Meter tiefer vor dem Eingang zur Offiziersmesse liegen. Im selben Moment schlugen die abgefeuerten Geschosse in der Seitenwand Backbord des Schiffes ein und perforierten diese erneut unterhalb der Wasserlinie. Langsam aber nunmehr sicher begann sich der Rumpf des in die Jahre gekommenen Schiffes mit Wasser zu füllen. Da man beim Umbau des ehemaligen Handelsschiffs zu Spionagezwecken darauf verzichtet hatte, eine ausreichende Besatzung mit an Bord zu geben, gab es an dort nun niemanden mehr, der die zahlreichen Schotten schließen konnte. So war es nicht mehr zu verhindern, dass die Masse des Schiffes früher oder später die Masse des von ihm verdrängten Wassers übersteigen würde und den Gesetzen der Physik folgend bald ein weiteres Schiffswrack am Grund der Ägäis ankommen würde.

    Hoffentlich würde das noch eine Weile dauern, dachte sich Captain Paladin, denn bevor das Schiff sinken sollte, wollte noch eine Spezialeinheit der türkischen Marine darauf abgeseilt werden und nachsehen wollen, ob sich einige spannende Geheimnisse an Deck sicherstellen ließen.

    Die Ospreys der Türken erschienen keine drei Minuten später über dem Containerschiff. Die Kommandosoldaten, allesamt bestens ausgebildet, seilten sich aus etwa 20 Metern Höhe auf das Deck ab und durchsuchten das ganze Schiff gründlichst. Natürlich stießen sie auch Kapitän Alexis, der sich mit seinen gebrochenen Armen widerstandslos festnehmen ließ. Im Innern fanden die Soldaten in einer komfortabel eingerichteten Kajüte einen Laptop der Marke Apple sowie zahlreiche schriftliche Unterlagen. Einen Würfeltresor, der fest mit der Kajütenwand verbunden war, sprengten die Soldaten mit einer Sprengschnur kurzerhand aus der Verankerung und nahmen auch ihn mit an Deck.

    Nur 15 Minuten später standen die türkischen SEALs, KSK, Speznas, SAS oder wie auch immer, wieder an Deck und ließen sich nach und nach an Bord der Opsreys ziehen. Auch Kapitän Alexis war unter den neuen Fluggästen.
    Ein Sitz, den die Soldaten extra für einen zweiten angeblich wichtigen Gefangenen freihalten sollten, blieb unbesetzt. Sie hatten das Schiff wirklich gründlich durchsucht, jedoch außer ein paar Ratten und Kakerlaken kein lebendes Wesen mehr an Bord finden können.

    • Offizieller Beitrag

    Mehr als 24 Stunden waren sie nun schon getaucht und Dimitri konnte sich noch immer nicht mit dem Gedanken anfreunden, dass über ihm eine Wassersäule von mehr als 100 Metern auf den Druckkörper des U-Bootes vom Typ Schtschuka-B einwirkte. Immer wieder gingen die Bilder aus einem auch in Russland sehr bekannten deutschen Kriegsfilms durch seinen Kopf: Die Besatzung eines U-Bootes hatte während des großen vaterländischen Krieges, den man im Rest der Welt den "zweiten Weltkrieg" nannte, den Auftrag erhalten, vom Atlantik durch die Meerenge von Gibraltar ins Mittelmeer vorzustoßen. Naturgemäß hatten die Engländer, die seit dem Spanischen Erbfolgekrieg den Felsen an der engsten Stelle zwischen Europa und Afrika besetzt hielten, etwas dagegen, dass deutsche Schiffe hier ungehindert hin und her fuhren. Daher war es auch kein Wunder, dass deren Zerstörer das Boot aufspürten und auf den Grund der Meerenge schickten, zumindest kurzzeitig.

    Ein Wunder war es dagegen, dass der liebe Gott dem Kapitän und seiner Besatzung eine Schaufel Sand unter den Kiel geworfen hatte. So konnten sie nach mehreren Stunden auf dem Grund des Mittelmeers wieder auftauchen und ihren Weg nach Italien fortsetzen. Ein ähnlicher Ritt, sinnierte Dimitri, würde ihnen auch bevorstehen, wenn das Schtschuka-B, ein atomar angetriebenes Jagd U-Boot, das die Nato unter Namen „Akula“ führte, durch die Dardanellen hindurch seinen Weg ins Schwarze Meer nehmen musste.

    Wie schwierig das werden konnte, hatte er schmerzlich bemerkt, als er Hals über Kopf das griechische Containerschiff mit einem Sprung über die Reling verlassen musste. Irgendjemand hatte offensichtlich den Türken und ihren amerikanischen Verbündeten den Ort des Rendezvous von Alexis´ Seelenverkäufer und dem Alfa verraten. Anders war es kaum zu erklären, dass diese amerikanischen Jagdbomber, den sie selbst "Viper" nannten gleichzeitig mit einer Staffel türkischer Ospreys über ihren Köpfen erschienen.

    Die angeblich auf der kleinen Insel, auf der das diskrete Treffen stattfinden sollte, stationierten Flugabwehr-Raketen-Batterien waren entweder nicht vorhanden oder sie waren sehr frühzeitig ein weiteres Opfer dieses Krieges geworden, der bisher nicht im Ansatz zu Gunsten der Griechen verlaufen war. Nicht, dass Dimitri auf lange Sicht etwas anderes erwartet hatte, zumindest hatte er gedacht, dass die Griechen angesichts ihrer neuen Reichtümer und nicht zuletzt auch dank der Unterstützung seines Heimatlandes etwas länger durchhalten würden.
    Die NATO hatte offenbar ihre erste Garnitur entsandt, um die Hellenen buchstäblich in ihre Grenzen zu verweisen. Er war gespannt, wie lange das ganze Theater noch dauern sollte.

    Rund vierhundert Kilometer weiter südöstlich stand dem griechischen Oberbefehlshaber, Marschall Stavridis, ein schwerer Gang bevor. Auf dem Weg zur täglichen Lagebesprechung überlegte er, wie er seinem amtierenden Staatschef, General Advokatidis, die Wahrheit möglichst schonend beibringen konnte. Er hatte zwar noch nichts davon gehört, dass es zu standrechtlichen Erschießungen gekommen war, bei einem Regime wie dem, dem dieser Advokatidis vorstand, war jedoch mit allem zu rechnen. Das zeigten zahlreiche Vorbilder der jüngeren und weniger jungen Geschichte.

    Wider Erwarten verlief der Bericht wenige konfliktträchtig. Der Marschall der griechischen Armee berichtete seinem Diktator über den Verlust des strategisch wichtigen Dreiecks, das aus den Inseln Kos, Karpathos und Rhodos bestand. Diese Inseln waren ein wichtiger strategischer Ausgangspunkt für Luft- und amphibische Operationen gegen das türkische Festland gewesen. Von hier aus sollte die südliche Klammer einer Zangenbewegung ins Innere des türkischen Festlandes starten. Der nördliche Gegenpart sollte, mit Hilfe der russischen Verbündeten, Istanbul einnehmen und sodann über die Dardanellen weiter nach Süden vorrücken.

    Die südliche Operation war nun nicht mehr durchführbar und so blieb den Griechen nur noch die Variante, aus der Zange einen Hammer zu machen, der mit aller Kraft von Norden aus in Richtung Istanbul zuschlug und dessen Wucht dann tief nach Anatolien durchschlagen musste. Damit wäre die "Megali Idea", von der Advokatidis seit seiner frühen Jugend besessen war, erfüllt. Das restliche Staatsgebiet der Türkei wäre dann ein willkommener Puffer in Richtung Osten, wenn die Russen kein Interesse daran hätten, es zum Bestandteil ihrer Interessensphäre zu machen.

    Nach allem, was er bisher erfahren und weiter berichten musste, war Stavridis allerdings kaum noch davon überzeugt, dass dies gelingen könnte. Dennoch musste er seinem Vaterland, dem er die Treue geschworen hatte, weiterhin tapfer dienen, und genau dies hatte er vor.

    • Offizieller Beitrag

    AIR-FORCE INTELLIGENCE AND SURVEILLANCE AGENCY


    TO:

    USAFE Aegean Command, Iraklion, Crete
    Oberst Von Bieberstein

    COPY TO:

    USAFE, Ramstein, Germany
    Gen. Gorenc

    C/O 1st GW VFW, Kasteli Air Base, Crete
    Col. K. “Dro16” D.

    Beigefügten Bericht erhalten Sie zur Kenntnisnahme und Auswertung.

    gez. Berenson, Director


    LAGEINFO NR 10
    241900Zjun17

    Mit Einnahme der strategisch wichtigen Inseln KOS, KARPHATOS und RHODOS hat sich die Lage im südöstlichen Teil der Ägäis entspannt. Diese wichtigen strategischen Ausgangspunkte für mögliche griechische Operationen aus der Luft bzw. für maritime Einsätze gegen das türkische Festland, sind somit fest in NATO-Hand. Die Flugrouten unserer Nachschubflüge von und zum türkischen Festland sind nun sicher.

    Die Griechen verhalten sich nach dieser Niederlage ruhig, die türkischen Streitkräfte sind aufgrund ihres Personal- wie auch Materialumfangs nicht in der Lage, eigenständige Aktionen zu planen, geschweige denn überhaupt durchzuführen - die Politik hat wieder das Heft des Handelns in die Hand genommen.

    Wir müssen aber davon ausgehen, dass es jetzt Planungen für einen nördliche Vorstoß gibt, dies mit Unterstützung der Russen.

    Ziel: „Istanbul einnehmen und dann über die Dardanellen weiter nach Süden vorrücken oder, einen Einbruch weit nach Osten, nach Anatolien durchzuführen.“

    Die NATO konnte in den zurückliegenden Wochen ihre Stellungen auf der Insel KRETA ausbauen, weitere Kräfte auf dem Luft- wie auch Seeweg heranführen.

    Die im Rahmen der Operation „Black Rain“ aufgebrachten Geheimunterlagen der Griechen, hier vorranging die aktuellen Schlüssel, eine Transskribtionstabelle sowie Hilfsmaterial für Entschlüsselungsaufgaben, machte es unseren Nachrichtenleuten leicht, einige aufgefangenen Dokumente zu entschlüsseln.

    Dies war aber nicht von Dauer zeigte es sich doch, dass beim Ausheben des Spionageschiffs ein „Passagier“ verloren ging. Nach „intensiver“ Befragung des Kapitäns Alexis T. wurde der Namen „Major Dimitri“ genannt, welcher ihn, gegen eine fürstliche Bezahlung, für die Dauer von vier Wochen zu einer Inselkreuzfahrt in der Ägäis gebucht hatte. Er gab sich als Schriftsteller aus, welcher oft erst gegen Abend sehr aktiv wurde. Von einem Rendezvous mit einem U-Boot wusste er nichts, sein Gast gab ihm Ziele vor, welche er dann anlief. Zugleich macht er die NATO für die Versenkung seines Schiffes, welches ehemals der stolzen Onassis-Flotte angehörte, verantwortlich und fordert Schadenersatz.

    Es muss davon ausgegangen werden, dass der russischen Spion durch das U-Boot aufgenommen wurde, dies zeigt auch die sofortige Änderung aller Schlüssel – wir stehen wieder am Anfang unserer Aufklärungsarbeit!

    • Offizieller Beitrag

    Nach Abschluss der "Operation F 217" ließ die Pressemitteilung nicht lange auf sich warten - ein Auszug aus den "News"!

    • Offizieller Beitrag

    Die Geschichte der Kriege ist zugleich auch immer eine Geschichte des Schreckens. Im Grunde war ein Krieg nichts anderes als eine Aneinanderreihung von Menschen zu verantwortender schrecklicher Ereignisse, und egal wer den Krieg gewann oder verlor, auf jeder Seite müssen sich die Beteiligten vom einfachen Soldaten bis hin zur politischen und militärischen Führung für ihre Taten verantworten.

    Zu den schrecklichsten Waffen jedes Krieges gehören wohl die als ABC-Waffen bezeichneten atomaren, biologischen und chemischen Kampfstoffen. Während A und B, zumindest in ihrer Reinform, nur für einen erlesenen Kreis von Nationen zugänglich sind, kann jede kriegführende Partei die eigene Volkswirtschaft mit einfachen Mitteln auf die Produktion von C-Waffen benutzen. So kann eine Düngemittelfabrik, gebaut für den friedlichsten aller denkbaren Zwecke, nämlich der Ernährung von Menschen, mit nur kleinen Änderungen in den Grundstoffen und den Verarbeitungsprozessen die gefährlichsten und grausamsten Waffen herstellen.

    Schon im Altertum versuchten sich die Feldherren in der Anwendung von Kampfmitteln, die eigene Streitkräfte schonten und die nicht nur den Tod in die Reihen der Gegner trug, sondern auch Angst, Panik, Furcht und Schrecken. Die Spartaner zündeten im Peloponnesischen Krieg, der von 431 bis 404 vor Christi Geburt dauerte, Brandsätze an, die mit dem Wind hohe Konzentrationen von Schwefeldioxid in die gegnerischen Heerlager trug. Aufgrund der gezeigten Wirkungen in den Kriegen der Neuzeit, vom ersten Weltkrieg bis hin zum Krieg des Iran gegen den Irak oder in Syrien hat die Weltgemeinschaft den Einsatz von chemischen Waffen geächtet. Der Einsatz solcher Waffen war also für eine Nation gewissermaßen die ultima ratio, die daher eigentlich nur unmittelbar vor einer bevorstehenden Niederlage überhaupt in Erwägung gezogen werden konnte.

    „Wie lange würde es noch dauern, bis wir genau dort angekommen sind?“ fragte Marschall Stavridis in die Runde der Kabinettsmitglieder der hellenischen Regierung und der Kommandeure der Teilstreitkräfte. „Wir sind gekommen, das groß-griechische Reich Alexanders wieder entstehen zu lassen. Anstatt überhaupt nur einen Fuß auf anatolischen Boden zu setzen, drängen uns diese Hunde der NATO immer weiter zurück und nehmen uns Insel um Insel in der Ägäis. Wie lange wollen wir dabei noch zusehen?“
    „Aber unsere russischen Freunde“, versuchte der Verkehrsminister zu erwidern.
    „Was haben die bislang getan? Lassen sich abschießen wie die Hasen, reagieren politisch verschnupft und legen dann wieder die Hände in den Schoß. Nein, Russland ist lange nicht mehr das, was es einmal war. Sein Weltmachtanspruch endet genau an den Grenzen der ehemaligen UdSSR. Von denen haben wir nichts mehr zu erwarten.“
    Damit hatte Stavridis ausgesprochen, was alle dachten. Die Hellenen hatten große Hoffnungen in die russische Präsenz im Schwarzen Meer und der Ägäis gesetzt. Doch im Gegensatz zur NATO, die sofort und mit dosierter Härte ihre Interessensphären zu schützen wusste, haben die Russen lediglich vereinzelt logistisch und nachrichtendienstlich unterstützt.

    Als er sah, dass fast alle anwesenden Militärs billigend nickten, sah er seine Stunde gekommen.
    „General,“ begann er, „im Moment hat das große hellenische Volk keine Möglichkeit, mit Abschreckungswaffen dafür zu sorgen, dass diese Verräter der NATO daran gehindert werden, unsere Interessen weiter mit Füßen zu treten. Wir haben nie über atomare und biologische Waffen verfügt. Als wir dieser unheiligen Allianz noch angehörten, brauchten wir diese auch nicht. Doch jetzt, wo wir unsere Hand nach den anatolischen Provinzen ausgestreckt haben und der Feind diese abzuschlagen droht, brauchen wir Potenzial, das es uns erlaubt, den Gegner genau daran zu hindern. Wenn wir die Oberhand auf dem Schlachtfeld wieder gewonnen haben, können wir mit den neuen Waffen den Feind zerschmettern.“
    „Was schlägst du vor, mein Freund?“, fragte Advokatidis seinen Oberbefehlshaber.
    „Nun, die Lösung ist einfach. Die griechische Wirtschaft verfügt über zahlreiche Industriekomplexe, mit denen wir jederzeit in der Lage sind, Waffen zu produzieren, die der Feind beinahe genauso fürchtet, wie Atombomben. Wenn wir noch morgen die Produktion umstellen, werden wir innerhalb des nächsten Vierteljahres ein Arsenal zur Verfügung haben, das die NATO und die Türkei davon abhält, uns weiter zu bedrohen und zu erpressen.“
    „Wenn wir solche Waffen produzieren oder gar einsetzen, werden wir in der Welt keinen Fuß mehr auf den Boden setzen können“, warf der Verkehrsminister, der augenscheinlich als einziger den Mut hatte, zu widersprechen, ein.

    „Still!“, befahl Advokatidis seinem Minister, „sonst lasse ich Sie auf der Stelle verhaften. Was glauben sie, wer sie sind?
    Marschall, sie legen mir morgen Mittag umfassende Pläne zur Änderung der Produktion in den chemischen Fabriken vor! Das Wirtschafts- und das Wissenschaftsministerium werden sie dabei unterstützen. Die Besprechung ist beendet, ich bin müde.“

    • Offizieller Beitrag

    FROM:

    USAFE Aegean Command, Iraklion, Crete
    Gen. Von Bieberstein

    TO:

    USAFE, Ramstein, Germany
    Gen. Gorenc

    CinC USAFE, Ramstein, Germany

    AirForce ISR Agency z.H. Dir. Berenson

    1st GW VFW, Kasteli, Crete, X/O LtCol TheWitch

    COPY TO:
    -

    Betr.: Operation“Final Cut“

    hier: Erkenntnisse über den Verbleib von acht Piloten der 1st GW

    Das Oberkommando des USAFE Aegaean Command gibt das Ergebnis der Untersuchung zu den Vorfällen vom 04.08.2017 bekannt.

    Nach Auswertung aller zur Verfügung stehenden Flugdaten, einer Befragung von Staffelangehörigen sowie Aufklärungsergebnisse unserer Abwehr, muss davon ausgegangen werden, dass die Piloten der 1st Glory Wings zum Regime unter General Advokatitis übergelaufen sind.

    Satellitenaufnahmen zeigen sieben Maschinen auf dem Luftwaffenstützpunkt NEA ANCHIALOS, an der Küste des Pagasäischer Golf gelegen, in der griechischen Region Thessalien. Eine F-16C-52+CFT steht mit Beschädigungen abseits im Maintenance-Bereich. Experten zufolge zeigen sich an der Maschine massive Schäden im Bereich der Zelle, welche ggf. auf ein Kollision zurückzuführen sind.

    Ob idealistisches Gedankengut oder der Faktor des Geldes den Ausschlag zum Desertieren gab, kann im Augenblick nicht beantwortet werden. Ebenso ist noch unklar, ob alle Piloten freiwillig diesem Verrat an Volk und Vaterland gefolgt sind oder ob Zwang durch die Leads ausgeübt wurde. Möglich wäre z.B. die Androhung des Abschusses, was dann den Piloten keine andere Wahl ließ als zu folgen.

    „Gezwungen zum Verrat - Deserteur wider Willen?“

    Der 04. August wird als „Schwarzer Tag“ in die Geschichte der fliegenden Verbände der NATO eingehen. Noch nie gab es eine vergleichbare Tat, ein Akt der Feigheit unter Aufgabe der Ehre und aller militärischen Grundsätze und Tugenden, dem Streben nach Geld unter Zurücklassung aller Prinzipien einer friedlichen und freien Welt, dem "schnöden Mammon" zu unterliegen - unfassbar!

    „Niemand kann zwei Herren dienen: Entweder er wird den einen hassen und den andern lieben, oder er wird an dem einen hängen und den andern verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon.“ (Matthäus 6, 24-34)

    Zu den als Deserteure geführten Piloten gehören:

    - Col Dro16, C/O
    - Maj Caesar, P/O
    - Maj Sparrow, I/P
    - Capt Corran, F/O
    - Capt Paladin, F/O
    - Capt Mobius, F/O
    - 1st Lt Ghostrider, F/O
    - 2nd Joker, Trainee

    Das Oberkommando wurde vom Supreme Headquarters Allied Powers Europe (SHAPE)/Allied Command Operations in Mons/Belgien beauftragt, die Maschinen der Fahnenflüchtigen zu zerstören. Diesem Auftrag wird höchste Priorität zugeordnet!

    „Diese "Scharte" muss ausgewetzt werden, die „Nestbeschmutzer“ gilt es anschl. vor Gericht zu stellen!“

    1st Glory Wings plant und führt durch einen Angriff auf NEA ANCHIALOS,

    Ziel: Vernichtung der acht F-16C-52+CFT

    Diese stellen einen nicht unerheblichen Bedrohungsfaktor dar. Nicht vorstellbar welche Auswirkungen es haben könnte, wenn die Überläufer ihr Wissen dazu nutzen, um die Base KASTELI oder das HQ in HERAKLION anzugreifen. Wir müssen diesem Schritt zuvorkommen.

    Zeitgleich läuft eine Spezialoperation zur Gefangennahme der o.a. Piloten!

    Tag der Durchführung: 11.08.2017

    Deckname der Operation: „Sky Odyssey“

    Anträge zur Unterstützung: NLT: 081200Z

    Vorlage der Einsatzplanung NLT: 092400Z


    Good Luck!

    Im Original gezeichnet

    Von Bieberstein, Oberst

    • Offizieller Beitrag

    "Der Attachée erwartet sie jetzt!"
    Von Bieberstein sah von seinen Unterlagen auf. Der ehemalige Oberbefehlshaber des NATO Aegaean Command war erst seit wenigen Wochen im diplomatischen Dienst der Bundesrepublik Deutschland. Doch er wusste bereits jetzt, dass er sich an diese ewige Warterei vor Gesprächsterminen mit den Angehörigen ausländischer Vertretungen niemals gewöhnen würde. Insgeheim fragte er sich, ob es eine Art Machtdemonstration war, die er dabei stets über sich ergehen lassen musste. Als Militär war er es gewöhnt, schnell und präzise zu entscheiden. Zeit war mehr als Geld wert. Zeit konnte Menschenleben retten. In Dioplmatenkreisen schien man das anders zu sehen.

    Von Bieberstein verstaute die Unterlagen mit den gekreuzten roten Balken auf der Umschlagsmappe, die sie als "streng geheime" Dokumente kennzeichnete, in seiner Aktentasche und folgte dem Botschaftsdiener, der ihn in einer etwas altertümlich anmutenden Livrée durch die Gänge der Botschaft der Rossijskaja Federazija zu Athen führte.

    Am Ende des Flures öffnete von Biebersteins Begleiter eine doppelte Flügeltür. "Dimitri Petrow" stand auf einem recht neu wirkenden Messingschild. Der frisch gebackene Militärattachée an der deutschen Botschaft von Athen betrat das Büro seines russischen Amtskollegen.

    • Offizieller Beitrag

    Petrow erhob sich von seinem Stuhl, als von Bieberstein in das geräumige Büro geführt wurde. Er schritt um seinen eichenen Schreibtisch herum und begrüßte seinen Diplomatenkollegen mit ausgetreckter Hand.
    Du bist also der Chef der Truppe, die mir auf dem Containerschiff vor Skiros beinahe das Lebenslicht ausgeknippst hätte, dachte Dimitri bei sich, als er überfreundlich, wie es im diplomatischen Geschäft üblich ist, von Biebersteins Hand schüttelte.
    Dieser entgegnete den Gruß weniger herzlich. Er konnte den Wunsch, seinem Gegenüber an die Gurgel zu springen, nur mit aller Disziplin unterdrücken.
    Ich werde es vielleicht nie lernen, schoss es von Bieberstein durch den Kopf.
    Er war jedoch auch nicht dazu da, diplomatisches Gutwetter zu machen. Er war in die russische Botschaft gekommen, um eine Entwicklung zu beenden, die bereits seit Monaten auf höchster politischer Schiene verhandelt wurde und die nunmehr aus den Händen politischer Theorie in (militärische) Praxis umgesetzt werden sollte.

    Nachdem die Förmlichkeiten beendet und die ersten mentalen Aggressionen sich gelegt hatten, bot Attaché Pawlow seinem deutschen Kollegen einen Platz an und setzte sich seinerseits wieder hinter den Schreibtisch. Mit ein paar Klicks öffnete er die am Morgen direkt aus dem „Minoborony“, dem Verteidigungsministerium der russischen Föderation, übersandten Dokumente auf seinem neuen MacBook Pro.
    „Ein Apple?“, fragte von Bieberstein, „ich dachte Rover Computers ist in ihren geschützten Märkten der Haus und Hoflieferant.“
    „Bei den Tischgeräten vielleicht“, entgegnete Petrow, „aber wissen sie, geschätzter Kollege, so ein Laptop kann einem heutzutage sehr leicht gestohlen werden. Und dann kommt es darauf an, dass die persönlichen Daten, die man darauf gespeichert hat, gut geschützt sind. Unsere Ingenieure haben für den Apple die beste Verschlüsselungssoftware programmiert. So kann der Dieb mit dem gestohlenen Gerät erst einmal nicht viel anfangen.“
    Wie gut, dass es bei den Dieben auch gute Ingenieure gibt, dachte von Bieberstein, ohne weiter auf die Anspielung einzugehen. Frau Hauptmann Schatz hatte inzwischen die fähigsten Dechiffrierer beteiligt, und es war nur noch eine Frage der Zeit, bis die NATO herausfand, welches Spiel die Russen hier in der Ägäis eigentlich trieben.
    Möglicherweise war es aber auch bald egal, welches Spiel die Russen gespielt HATTEN. Die Erkenntnis darüber diente dann nur noch als Karte in einem Spiel, das an einem anderen Tag auf einem anderen Feld gespielt werden würde. Darauf würde von Bieberstein aber allenfalls nur sehr begrenzten Einfluss haben. Er widmete sich also wieder dem Geschäft.

    „Ich gehe davon aus, Genosse Petrow“, er wählte die sehr veraltete Anrede „Genosse“ bewusst, um sich für die Beschuldigung, er sei ein Dieb, zu wehren, „dass wir von unseren Regierungen die gleichen Informationen erhalten haben.“
    „Das können sie, Oberst!“, erwiderte Petrow, für den der Titel „Genosse“ eher einer Ehrerweisung darstellte.
    „Dann schlage ich vor, dass wir die in den Einsatzstäben vorbereiteten Unterlagen unterzeichnen und austauschen. Wenn die Planungen abgeschlossen sind, werden wir die letzten Details abstimmen.“

    „Da, so werden wir es tun.“
    Petrow gab klickte in seinem MacBook auf den Druckbefehl.
    „Möchten sie einen Tee oder ein Eis, Oberst?“
    „Nein Danke. Ich denke die Zeit für Eiscreme ist vorüber und bei Tee muss ich immer an Magenschmerzen oder Erkältung denken.“
    „Sie sollten russischen Caj probieren, Oberst! Er ist etwas anderes als die Frucht-, Fenchel- oder Pfefferminzbeutel, die ihr Deutschen in heißes Wasser taucht.“ Bei diesem Rat schien Petrow sein Gegenüber das erste Mal aufrichtig freundlich anzulächeln.
    „Ein anderes Mal vielleicht, Genosse Major.“ Von Bieberstein musste lachen. Vielleicht war dieser Spion ja doch nicht so ein Drecksack.

    Der Botschaftsdiener trat ein und übergab Petrow einen Stapel Unterlagen sowie einen Umschlag, auf dem ein großes rotes „X“ prangte, und entfernte sich sofort wieder. Petrow parafierte jedes Blatt und steckte die Dokumente sodann in den Umschlag. Anschließend verklebte er den Falz und setzte mit feierlicher Miene das große Siegel seiner Botschaft darauf. Dann überreichte er von Bieberstein den Umschlag.
    Der deutsche Attaché hatte seine Planunterlagen in einer herkömmlichen Laufmappe mitgebracht, die er dementsprechend auch mit wesentlich weniger Pathos an Petrow übergab.
    „Auf gutes Gelingen, Genosse!“
    „Auf gutes Gelingen, Oberst!“
    Sie schüttelten einander die Hände und ohne dass er gerufen wurde, stand der Diener an von Biebersteins Seite.

    Mit einem Kopfnicken drehte sich der deutsche Attaché um und verließ mit dem Botschaftsmitarbeiter den Raum.
    Als er wieder in seinem Dienstwagen saß, der vor der Botschaft gewartet hatte, öffnete von Bieberstein den Umschlag und legte die übergebenen Dokumente Seite für Seite auf einen Scanner, der in der Mittelarmlehne im Fond des Wagens eingebaut war.

    Fast gleichzeitig nahmen zwei unterschiedliche, kompliziert verschlüsselte Funksignale ihren Weg vom Botschaftsgelände der Rossiskaja Federazija in Athen hinauf zum abendlichen Himmel über der Stadt. Dort erreichten sie die Nachrichtensatteliten GONEZ und MILSTAR , die sie sofort wieder auf die Erde zurückwarfen. Dort kamen nur Sekundenbruchteile später im Moskauer „Minoborony“, im Pentagon am Rande von Washington und im NATO-Hauptquartier im belgischen Mons an. Dort erkannten die Computer automatisch die eigene und die fremde Nachricht. Ein einfaches Verteilsystem leitete die Datensignale dann entweder an die angegebenen Adressaten weiter, die nicht einmal zehn Sekunden nach dem Absenden eine Benachrichtigung auf ihren Computern aufpoppen sahen.
    Die als „fremd“ identifizierte Nachricht durchlief verschiedene Entschlüsselungssysteme, wo sie nach etwa einstündiger Rechenzeit dechiffriert war. Dies lag im Grunde jedoch nur daran, dass ja beide Seiten wussten, was der andere verschicken würde. Sie waren daher nur mit einer Alibiverschlüsselung codiert, die allein den Zweck hatte, neugierigen Amateurfunkern die Tür verschlossen zu halten.

    • Offizieller Beitrag

    Nur zu sagen, dass der Chef des Stabes der türkischen Armee, Vize-Admiral Özcan Tosun, sauer war, wäre in etwa so, als würde man den Berg Ararat einen kleinen Hügel nennen. Tosun hatte schon viel erlebt und war von vielen Dingen, mit denen er im Laufe seiner Karriere konfrontiert war, nicht sonderlich erfreut. Schließlich war die Reaktion auf Unerfreulichkeiten ein wichtiger Teil seiner Arbeit. Aber dies schlug dem Fass den Boden aus! Und so kam es, dass er seit dem gemeinsamen Mittagessen mit dem Verteidigungsminister so voller Zorn war, dass er befürchten musste, den Abend bei seinem guten Freund Dr. Temiz zu verbringen, der ihm unter Aufsicht Betablocker verabreichen würde.

    Seit der Eroberung von Byzanz hatte es sich keine Macht der Welt mehr erlauben können, das Marmarameer oder den Bosporus mit seinen Schiffen zu durchfahren, ohne die Herrscher der Stadt um Erlaubnis zu fragen. Für verfeindete Mächte galt das besonders.
    Beim Gedanken daran, wie ihm der Verteidigungsminister die „Information“ der NATO vermittelt hatte, dass nicht irgendein kleines russisches Kreuzfahrtschiff den Bosporus durchfahren wollte, wurde Tosun wieder schwindlig. In einem mehrseitigen Schreiben hatte das Oberkommando der NATO in der Ägäis, dem auch die Teile der Streitkräfte der Türkei formell unterstanden, mitgeteilt, das gleich der gesamte Verband um den Flugzeugträger Kusnetzov, Flaggschiff der russischen Schwarzmeerflotte, eben einmal so in die Ägäis verlegen sollte.

    War diese Missachtung türkischer Souveränität der Preis dafür, das man sich nicht nur mit eigenen Mitteln gegen die „megali idea“ der Griechen wehren sollte?
    Könnte man das Unternehmen nicht allein stemmen?
    Und wer würde die Russen wieder aus der Ägäis verjagen, wenn sie nicht, wie versprochen, nach dem Unternehmen wieder freiwillig in das schwarze Meer zurückkehren würden?
    Ihm fiel der deutsche Dichter Goethe ein: „Die Geister, die ich rief, werd' ich nun nicht mehr los“. Tosun hatte seine Jugend in Deutschland verbracht und dort das Abitur abgelegt, bevor er in seine Heimat zurückkehrte um seinem Vaterland zu dienen.
    Mit all diesen Fragen im Kopf und immer noch voller Zorn im Bauch setzte er sich an seinen Schreibtisch. Zu den Klängen von Beethovens fünfter Symphonie machte sich der Vize-Admiral daran, die Informationen aus dem Verteidigungsministerium in Befehle an seine nachgeordneten Einheiten umzusetzen.

    • Offizieller Beitrag

    „Das wird den Türken aber gar nicht gefallen“, kommentierte Konteradmiral Tupolev den Einsatzbefehl aus dem Hauptquartier der Schwarzmeerflotte, nachdem er ihn gemeinsam mit seinem Einsatzoffizier den Kommandanten seines Flottenverbandes vorgestellt hatte. Sie befanden sich im Besprechungsraum seines Flaggschiffs, der „Admiral flota Sowjetskowo Sojusa Kusnezov“. Kiel gelegt mit dem Namen "Riga " sollte der schwere Flugdeckkreuzer -unter dieser Bezeichnung firmieren Flugzeugträger in der russischen Flotte- zunächst "Sowjetunion" heißen. Dann benannte man das Schiff nach Staats- und Parteichef „Leonid Breschnew“, anschließend nach der georgischen Hauptstadt Tiflis. Nach der Abspaltung Georgiens aus der GUS bekam das Schiff seinen heutigen Namen nach dem Helden der Sowjetunion, der mehrfach befördert und entlassen wurde, und der erst 14 Jahre nach seinem Tod endgültig den Admiralsrang zurück erhielt.

    Unter den Verbands-Kommandanten, die allesamt hochrangige Marineoffiziere waren, brach nach dem Briefing ein Murmeln aus, das von ungläubigem Kopfschütteln und Schulterzucken begleitet wurde. Schließlich erhob sich einer der Offiziere von seinem Platz.
    „Erwarten wir, dass sie Wort halten werden?“, meldete sich Kapitän Barrisov, einer der jüngeren Offiziere, der es in einer steilen Karriere zum Kommandanten eines Raketenkreuzers gebracht hatte, fragend zu Wort.
    „Das hängt wesentlich davon ab, ob sie uns glauben, dass wir nach der Unternehmung zurück in unser eigentliches Operationsgebiet verlegen“, entgegnete Tupolev.
    „Wir haben die Frage im Flottenkommando eingehend diskutiert. Vizeadmiral Witko sieht die NATO in der Pflicht. Wenn es den Verantwortlichen dort gelingt, die Türken von unserer guten Absicht zu überzeugen, dann werden sie uns vertrauen. Der Befehlshaber war aber guter Dinge. Schließlich, so denkt Alexander Wiktorowitsch, haben die Türken die NATO zu Hilfe gerufen. Und die NATO hat uns bestellt. Kennen sie den Spruch: „Der Freund meines Freundes ist auch mein Freund.“? Das entspricht orientalischer Denkweise, soweit ich weiß.“
    „Was, wenn sie es anders sehen?“, setzte Barrisov nach.
    „Dann werden wir uns wehren müssen, wenn ich es entscheide“, entgegnete Tupolev.
    „Die Besprechung ist beendet, kehren sie zurück zu ihren Schiffen und instruieren sie ihre Mannschaften!“
    Auf dem Weg nach draußen nahm ein älterer Kapitänleutnant Barrisov zur Seite.
    „Sie sollten nicht zu viel nachfragen, sonst endet ihre Karriere als Dirigent des Schwarzmeerflottenchors!“

    2.500 Kilometer weiter südwestlich machte sich Hauptmann Bärbel Schatz Gedanken. Seit ihrer Ankunft auf Kreta und den nachrichtendienstlichen Entwicklungen war ihre Einheit personell verstärkt worden. Früher hätte sie die Hand für jeden Einzelnen ihrer Mitstreiter ins Feuer gelegt. Heute konnte sie das nicht mehr tun. Zwar wurde jede Soldatin und jeder Soldat, der mit der Auswertung des Funkverkehrs, egal ob ein- oder ausgehend, beschäftigt war sicherheitsüberprüft. Da sie diese „Sicherheitsüberprüfung“ jedoch auch selbst schon einmal gemacht hatte, wusste Schatz über den Wert dieser Maßnahme.

    „Sie sind verantwortlich für den gesamten Nachrichtenverkehr von und nach Kreta?“, hatte sie der neue Chef des Oberkommandos, Oberst Fröhlich, mehr angeblafft als gefragt.
    „Dann sehen sie zu, dass sie dieser Verantwortung auch gerecht werden! Wenn sie genauso viel Scheiße bauen, wie diese Jockeys in Kastelli, dann werden wir hier in zwanzig Jahren noch sitzen und den Griechen die Tränen vor Lachen in die Augen treiben“.

    Neben den Bedenken, die sie mit Blick auf die Zuverlässigkeit einiger ihrer Verstärkungstruppen hatte, war dieser freundliche Einstand des neuen Chefs nicht geeignet gewesen, ihre Laune zu verbessern. Immerhin war es Oberst Dro16 in Kastelli bei seiner ersten Begegnung mit dem wenig fröhlichen Fröhlich nicht besser ergangen tröstete sie sich. Und sie freute sich schon auf das Abendessen mit Hallstein. Immerhin hatte man den schneidigen Fregattenkapitän nicht auch noch aus Heraklion abberufen.

    Was Hauptmann Schatz nicht wusste war, dass in diesem Moment ein junger Stabsunteroffizier, einer von den neuen, mit seinem Smartphone sorgfältig Seite für Seite der Unterlagen aus dem Posteingangskorb seiner Eloka-Kompanie abfotografierte.

    • Offizieller Beitrag

    „Was für ein Bullshit! Was für ein elender Bullshit!“
    Die Flüche aus dem Büro hallten, gefolgt von drei, vier ziemlich kräftigen Fausthieben auf den ziemlich harten Eichentisch des Commodore über die Flure des Stabsgebäudes.

    Frau Bode, die Herrscherin über das Vorzimmer des Staffelchefs, hätte vor Schreck fast ihre Tasse Tee verschüttet. Keine drei Minuten zuvor hatte sie ihm den versiegelten Umschlag aus dem Hauptquartier in Heraklion auf den Schreibtisch gelegt. So oder so ähnlich musste man sich wohl eine Briefbombe vorstellen, sagte sie zu sich selbst.

    Im gleichen Moment klingelte bereits ihr Telefon.
    „Frau Bode, den X/O, den P/O und diesen Cester, sofort anrufen und in mein Büro schicken. Die sollen sich beeilen, wenn sie an ihren Posten hängen!“
    Kaum hatte er dies gesagt, tutete es bereits wieder in der Leitung. Der Chef hatte den Hörer in die Gabel gehängt und Frau Bode wählte nach und nach die Nummern der so herbei zitierten auf ihrem Apparat und gab den Befehl weiter.

    „Repatriierung! RE – PA – TRI – IE – RUNG!“, wetterte Colonel Dro, und hämmerte zwischen jeder Silbe noch einmal so heftig mit der Faust auf den Tisch, dass er sich im selben Moment wünschte, es nicht getan zu haben. Nicht nur, dass seine Hand jetzt richtig weh tat, auch die Kaffeetassen, die Frau Bode zusammen mit den drei Führungsoffizieren ins Büro des Chefs gebracht hatte, sprangen in die Höhe und verteilten ihren Inhalt über die Schriftstücke aus Heraklion, die den Commodore gerade an den Rand eines Herzinfarkts brachten.

    „Wissen sie, was das in Klartext bedeutet?“
    „Nun ja“, antwortete Lt. Colonel The Witch, der X/O und zugleich dienstältester Offizier im Raum, ein Mann mit klassischer Bildung.
    „Es leitet sich ab vom lateinischen Wort ´patria´, was so viel wie ´Heimat´ bedeutet. Man kann wohl von Heimreise sprechen“.

    Da begann der Zorn des C/Os Kopf groß und größer zu schwellen und seine Stimme brach los, wie der Donner aus einer Fluh (entliehen aus Jeremias Gotthelf „Die schwarze Spinne“)
    „Heimreise? Wenn die von Repatriierung sprechen meinen die keine Reise in die Heimat, mal die Liebsten treffen und relaxen! Die meinen, wir sind zu blöd, eine F-16 im Einsatz zu fliegen, ungeeignet für weitere Missionen und ein Sicherheitsrisiko für befreundete und neutrale Kräfte! Das bedeutet es und nichts anderes. Wir sind raus! Finito, Ende, Adios, oder wie die hier sagen.“

    Noch einmal hob er die Faust, lies sie aber wieder langsam nach unten sinken. Weniger, weil ihm die Dokumente aus dem HQ so wertvoll waren, sondern eher, weil er den stechenden Schmerz an der Handkante lieber nicht noch einmal spüren wollte.

    P/O, besorgen sie ein Auto und einen Fahrer, wir fahren nach Heraklion! Wollen wir doch mal sehen, was dieser Spaßvogel Fröhlich uns von Angesicht zu Angesicht zu sagen hat.
    Eine Viertelstunde später saßen die vier in einem VW-Transporter auf dem Weg über Landstraßen in die Hauptstadt Kretas.

    Im Vorzimmer des Oberkommandierenden, Oberst im Generalstab Hans-Jürgen Fröhlich, lies man keinen Zweifel daran aufkommen, wie hoch erfreut man über den Besuch aus Kasteli war. Nach einer Dreiviertelstunde des Wartens auf einer Stuhlreihe im kalten Flur des HQ kam Frau Graf, die Vorzimmerchefin des OK, und bat Colonel Dro, ihr zu folgen. Die drei übrigen „Männer“ sollten sitzen bleiben und gefälligst nichts anrühren, sie hätten schließlich schon genug kaputt gemacht.
    Im gleichen Moment kam eine Delegation französischer Offiziere aus Fröhlichs Büro, die sich angeregt in Landessprache unterhielt. Die Franzosen nickten kurz mitleidig, als sie die deutschen und österreichischen Offiziere im Flur sitzen saßen und gingen dann beschwingt und schwatzend ihres Weges.
    Dro hingegen wurde von Frau Graf im „kleinen Besprechungszimmer“ dem Obristen (im Generalstab!) vorgeführt.

    „Ach, sieh an, wer da ist“, begrüßte Fröhlich seinen Gast, „der Chef der 1st Black Wings, viereinhalbtausend Flugstunden, Silver Stars, Distinguished Flying Crosses, Air Medals und Air Force Crosses, Teilnahme an Feldzügen in Panama, Korea, Jugoslawien, dem Nahen Osten und Griechenland. Eine stolze Karriere, die sie jetzt krönen, nicht wahr, Colonel?

    Dro konnte ob dieser erneuten Demütigung durch den Oberkommandierenden nur hart die Fassung behalten.
    „Oberst“, setzte er an, „ich bin mir sicher, dass meine Staffel teilweise berechtigt kritisiert wurde. Nun ist es aber auch an mir zu kritisieren. Die unehrenhafte Repatriierung meiner Einheit werde ich nicht zulassen! Die Männer arbeiten und trainieren hart. Trotz mittelmäßiger Ausrüstung und einem bei Einsatzbeginn nur unzureichenden Ausbildungsstand haben wir es geschafft, eine Vielzahl junger Piloten zu integrieren, ihre Ausbildung abzuschließen. Wir haben eine Gesamt-Trefferquote von annähernd 80 Prozent. Fast 100 Feindmaschinen der Griechen wurden von uns unschädlich gemacht. Unsere Aufklärungsergebnisse waren stets exzellent.“

    „Colonel, wenn SIE die Repatriierung nicht zulassen, dann wird eben ein anderer C/O ihre Männer auf dem Weg nach Italien anführen“, unterbrach ihn der Oberst kalt.

    „Es liegt an Ihnen. Bis Mittwoch, 20 Uhr, sind sie in Brindisi! Ansonsten lasse ich Sie und ihre gesamte Staffel von den Feldjägern abholen und mit der Fähre nach Italien fahren. Verstanden? Und falls Sie sich fragen, wer nun dafür sorgt, dass wir hier in der südlichen Ägäis endlich die Oberhand gewinnen; das machen fortan Franzosen. Die Monsieurs möchten Kasteli am Donnerstag übernehmen. Also fangen sie besser an, ihren Plunder zu packen. Die Unterredung ist beendet. Wegtreten, aber sofort!“

    Im gleichen Augenblick stand Frau Graf in der Tür. Colonel Dro stand auf, nahm Haltung an, salutierte vor dem Obersten im Generalstab, der den Gruß sitzend und schlampig erwiderte und verließ den Raum. Zurück im kalten Flur bedeutete er lediglich mit einer Kopfbewegung seinen Kameraden der Staffelleitung, ihm aus diesem Hauptquartier zu folgen. Der anschließende Befehl an den Fahrer war, zu einer griechischen Taverne zu fahren. Beim Abendessen mit Wein und zahlreichen Ouzo berichtete Colonel Dro, Commodore der 1st Glory Wings VFW, seinen leitenden Offizieren, was die Unterredung mit Fröhlich gebracht hatte. Als die vier die Taverne verließen, graute bereits das Morgenrot im Nordosten, wo die Insel Rhodos lag.

    • Offizieller Beitrag

    Am Abend des vierten Advents saß der kommandierende Offizier der 1st Glory Wings VFW noch spät an seinem Schreibtisch. Es war nicht unüblich, dass in dem Büro des C/O bis in die Nacht hinein Licht brannte. Doch Sonntagabends war das Stabsgebäude auf dem Militärflugplatz von Kastelli normalerweise unbesetzt. Die Vorweihnachtszeit tat ihr Übriges. Die Franzosen, seit einigen Wochen freundliche, gesellige Kameraden, waren bereits seit Dienstagabend nicht mehr da. Ihre Sonderstellung innerhalb der NATO erlaubte es ihnen, bzw. dem Oberkommando der Armée de l'air, einen verlängerten Weihnachts- und Neujahrsurlaub anzutreten. Die Kameraden der Glories erwarteten sie nicht vor Mitte Januar zurück auf dem Platz. Auch sie, Deutsche, Österreicher und Schweizer, freuten sich auf Weihnachten. Das letzte Kontingent durfte Katelli am Mittwochmorgen, einen Tag vor dem Heiligen Abend, verlassen. Unter den letzten, so war es guter Brauch, auch der C/O. Und anstatt müßig mit einem guten Buch oder vor seinem Schachcomputer in seiner Dienstwohnung zu sitzen, nutzte Colonel K. „Dro16“ D. die Zeit, sortierte Papiere, tippte hie und da einige Zeilen in seinen PC und stellte so, Stück für Stück, die Jahreschronik der Staffel zusammen.

    Am gleichen Abend, nur einen Gebäudeblock weiter, stand sein Stellvertreter im Vorgarten seiner Doppelhaushälfte, die ihm auf Grund seiner Dienststellung zustand, und übte auf einem kleinen, gehegten und gepflegten Stück Rasen, das Putten unter schwierigen Lichtverhältnissen. In seinen Heimaturlaub würde Oberstleutnant J. „TheWitch“ D. nur ganz kurz auf der Bonner Hardthöhe vorbeischauen. Er würde im BMVg seine Vorgesetzte abholen und mit ihr sofort weiter nach Teneriffa fliegen. Das Weihnachtsfest und den Jahreswechsel würden sie ihrem Lieblings-Golfressort „Tiger's-Lodge“ verbringen. Der X/O wollte in Form sein, damit er nicht wieder jede Partie schmächlich verlieren würde. So freute sich der Gärtner der Airbase Kastelli über einen guten Nebenverdienst, und der passionierte Golfer hatte einen eigenen kleinen Trainingsplatz direkt vor der Haustür.

    Den Abend des vierten Advents verbrachten die Technikoffiziere Leutnant C. „Cester“ W. und Major M. „Reaper“ L. im Keller des Serverraumes der Base. Dies war der Ort, an dem alle Strippen zusammen liefen. Hier fühlten sie sich am wohlsten, und hier verbrachten die beiden auch schon mal ihre Zeit, wenn die anderen Piloten einen Einsatz zu fliegen hatten. Aber was sollten sie auch machen, wenn die dafür unbedingt benötigten Computersysteme im Hintergrund nicht liefen? Alternativ wären alle in Kastelli geblieben und hätten Karten gespielt, oder ein Brettspiel.
    Cester und Reaper waren wohl die Einzigen, die in diesen Tagen tatsächlich noch wichtige Arbeiten zu erledigen hatten. Sie bauten nämlich die Computeranlage so um, dass nicht nur jeder Pilot sich für Simulationseinsätze mit einem eigenen kleinen Computerprogramm namens „BMS“ verbinden konnte. Sie hatten außerdem vor, die Telefonanlage der Base durch moderne „Teamspeak“-Kommunikation zu ersetzen. Dafür hatten sie zunächst bei allen Piloten Geld eingesammelt und die Einnahmen dann in Ouzo und Rosen investiert. Damit waren sie direkt, in feinster Ausgehuniform in die kretische Regionalniederlassung der griechischen Telekom gefahren. Die mitgebrachten Naturalien geschickt bei den Damen und Herren Beamten der Fachbehörde einsetzend ,war es ihnen gelungen, ein Bauprojekt zu starten, das Kastelli Airbase mit einer breitbandigen Datenautobahn direkt an die Hauptstadt Heraklion anband. Die mühselige instabile Handy-Datenverbindung war damit nach nur dreiwöchiger Bauzeit überflüssig geworden. An die halb dienstliche und halb private Nutzung des vergleichbar schnellen NATO-Satelliten-Uplink hatten sie sich nicht getraut.

    Nebenbei hatten die Beiden, mit Unterstützung anderer versierter PC-Spezialisten der 1st Glories noch dafür gesorgt, dass Lieutenant Colonel E. „Bluebird“ E. einen komplett neu aufgesetzten Privat-PC erhielt. Ihr Kamerad war bekannt dafür, dass er in kürzester Zeit aus einem funktionierenden Computersystem ein hakendes, langsames, verbuggtes Etwas machen konnte. Dennoch halfen ihm seine Freunde immer wieder aus der Patsche und alle freuten sich, wenn Bluebirds PC wieder fehlerfrei lief.

    Den letzten Sonntagabend vor Weihnachten saß der beliebte Ausbilder E. „Hunter“ M. mit dem meisten seiner Trainees im Hörsaal des Unterkunftsgebäudes und erklärte in seinem unverwechselbaren saarländischen Dialekt: „Nichtlinear gekoppelt sind sechs Gleichungen des starren Körpers, drei Gleichungen zum Schwerpunkt sowie vier Quaternionen-Gleichungen für die Lage gelöst in vier Iterationen nach Runge Kutta RK4 ohne Näherungsverfahren.“
    Keine Rückfragen, alle hatten es auf Anhieb begriffen. Hunter konnte aber auch wirklich die schwierigsten Dinge in einfache Worte fassen. Vielleicht lag es aber auch daran, dass sich alle schon auf das Fleisch vom Schwenker freuten, das es zur Feier der letzten Dienst-Tage zum Abschluss der Vorlesung geben sollte.
    Chefausbilder J. „Stingray“ K., Oberster in der KuK Luftwaffe, und sein Ausbilderkollege, Major R. „Cupra“ F., KuK Dauerleihgabe an die Eidgenossen, sahen kurz von ihren Laptops auf, grinsten sich wissend an und widmeten sich dann wieder ihrer Aufgabe. Sie hatten sich vorgenommen, möglichst viele Dokumente ihres Ausbilderkollegen Major P. „Sparrow“ B. neu zu formatieren.

    Major Sparrow zog es vor, den Abend des vierten Sonntags vor der Ankunft des Herrn in einer nahe gelegenen US-Sports-Taverne zu verbringen. Sparrow hatte nach einer militärischen Ausbildung der bewaffneten Fliegerei zunächst den Rücken zugekehrt. Während seiner Zeit als Privatpilot für verschiedene südeuropäische Regionalfluglinien und den Jetset des Mittelmeerraumes hatte er Bekanntschaft mit dem griechischen Fluglotsen Nikos gemacht. Den hatte er, nach seiner Rückkehr zur Luftwaffe, hier auf Kreta wieder getroffen. Nikos arbeitete inzwischen für die staatliche Flugsicherung und war verantwortlich für die Erstellung von SIDs und STARs. Unter dem Einfluss zahlreicher Retsina und Ouzo, sowie zu Burgern und Pommes, diskutierten sie heftig aber stets außerordentlich freundlich in fließendem Englisch die Auswirkungen unterschiedlicher Sinkraten auf den Körper eines Luftfahrzeuges bei gleichzeitigem Anstieg der Bodenhöhe.

    Hauptmann C. „Caesar“ S. saß an diesem Sonntagabend in seinem Wohnzimmer. Er bewohnte die zweite Hälfte des Doppelhauses, in dem auch der Golfveteran seine Freizeit in Kastelli verbrachte. Mit einem Glas spanischen Rotweins und den Klängen von Beethovens 7. und 5. Symphonie saß der Personaloffizier an seinem Laptop und hämmerte einige Betrachtungen zur Adventszeit und über seine Kameraden in der Staffelleitung und im Ausbildungsbereich in die Tasten. Das Personalgeschäft würde er bis ins neue Jahr erst einmal ruhen lassen. Die Logbücher könnte das Personalamt auch noch im Januar in Augenschein nehmen. Erhöhten Sold für Beförderungen gab es schließlich auch rückwirkend. Ihn schauderte jedoch bei dem Gedanken an sein Postfach, wenn er es das erste Mal nach dieser kurzen Auszeit öffnen würde. Vielleicht gab es ja noch eine freie Planstelle für eine Schreibkraft für ihn. Einmal stand Caesar zwischendurch von seinem Wohnzimmertisch auf, ging ans Fenster und zündete sich einen seiner Lieblingszigarillos an. Dabei beobachtete er den X/O, der sich wieder und wieder bemühte, mit dem Putter die weiße Kugel in das Loch im Rasen zu bewegen. Gelegentlich konnte er kurzen Jubel hören, gelegentlich aber auch schimpfte der Oberstleutnant wie ein Rohrspatz.

    Am Abend des vierten Advents saßen, fernab von aller irdischen Geschäftigkeit, wie hinter einem unsichtbaren aber auch undurchsichtigen Vorhang, die beiden Colonels H. „Jojo“ H. und A. „Jaws“ S., zusammen. Bei ihrem Blick auf das, was die 1st Glory Wings in diesem Augenblick gerade taten, sahen sich beide an und lachten. Genauso wie sie es an jedem Dienstagabend taten, wenn die vielen in Freundschaft verbundene Menschen sich am gemeinsamen Hobby Flugsimulation erfreuten. Fliegen in der Gemeinschaft der 1st Glory Wings. Eine Gemeinschaft, für deren Entstehen und Bestehen sie beide einen unschätzbaren Anteil geleistet haben. Eine Gemeinschaft, der Jojo und Jaws auch an diesem und jedem anderen Abend, hinter ihrem Vorhang, weit weg und zugleich ganz nah, noch immer angehören.

    • Offizieller Beitrag

    Captain Harold Coyle sah auf seine Uhr. Kurz vor zwei Uhr in der Früh. Es war eine kalte Januarnacht, die er gemeinsam mit einem russischen Obersten namens Walentin Wassiljewitsch Bondarenko auf den unbequemen Sitzbänken einer Bojewaja Maschina Pechoty 2, besser bekannt als BMP-2, verbrachte.
    „Warum hießen eigentlich alle russische Offiziere so, als wären sie direkt aus einem Roman von Tom Clancy entsprungen?“, fragte sich Coyle, der als gefechtserfahrener Führer eines US-amerikanischen Panzerzuges gerade zum Verbindungsoffizier für Bondarenkos Mot.-Schützen Brigade geworden war. Eine Verwendung, die ihn, so er sie denn überlebte, für eine Beförderung zum Major qualifizieren würde.

    Was das Überleben anging, hatte er in dieser Nacht seine Zweifel. Bondarenkos gepanzerte Truppe bildete den Kern der russischen Task-Force, welche die Halbinsel Peloponnes an der Meerenge von Korinth, dem Isthmus, abriegelte. Das gemeinsame Oberkommando, dem auch die Task-Force unterstand, erwartete, dass die verbliebenen Truppen des größenwahnsinnig gewordenen griechischen Despoten sie schon bald gewaltig unter Druck setzten würden. Für Bondarenko und Coyle war klar, dass in diesen Stunden die entscheidende Schlacht anstehen würde.
    In ihrem Rücken hatten die NATO-Teile der Invasionstruppen die Stadt Tripolis (ein Name, der eigentlich darauf hindeutete, dass es sich um drei Städte handelte) nahezu komplett eingeschlossen. Wenn es den Griechen gelänge, diese Stadt zu entsetzen, wäre für sie die Nachschubversorgung wieder gesichert und die vor zwei Wochen so erfolgreiche gemeinsame Invasion von NATO- und russischen Truppen gescheitert. Der Krieg würde sich dann noch Monatelang hinziehen.
    Könnten die Russen also den Durchbruch nur bis zum Morgengrauen verzögern, würde die NATO mit einem präzise geplanten kombinierten Luft-Boden Angriff auf die letzten Verteidiger Tripolis´ und auf das Hauptquartier von General Advokatidis weitere Angriffe der Griechen im Isthmus unnötig machen. Die Schlacht wäre dann fürs Erste beendet.

    Was das Überleben anging hatte auf der anderen Seite der FLOT, der „Forward Line of own troops“, wie eine Front im modernen Militärjargon inzwischen bezeichnet wird, auch Oberstleutnant Georgios Papadopoulos seine Zweifel. Die Untersuchungskommission des griechischen Militärgerichtes war nachsichtig mit ihm umgegangen und hatte ihn von jeglicher Schuld für die Niederlage im Kampf um die Insel Rhodos freigesprochen. Später hatte er sogar noch eine Tapferkeitsmedaille aus den Händen von Marschall Stavridis erhalten.
    Heute Nacht führte Papadopoulos neben seinen Panzern auch ein Panzergrenadierbataillon. Diese Truppen waren jedoch eilig einberufene und nur noch mäßig motivierte Reservisten aus der nordgriechischen Provinz, die, so wusste der Oberst, nur wenig zuzusetzen hatten, wenn sie bei ihrem Vormarsch auf Widerstand stoßen sollten. Und Widerstand, auch das wusste der Oberst, würde es bestimmt geben. Dafür kannte er die Russen zu gut. Papadopoulos hatte am Anfang nicht verstanden, wie es kommen konnte, dass die ehemaligen Verbündeten der Griechen so plötzlich die Fronten gewechselt hatten. In der Militärpropaganda wurde von einem schändlichen Verrat gesprochen, den die Russen am griechischen Volk verübt hätten. Doch auch in dem erfahrenen Oberst war inzwischen das Samenkorn des Zweifels zu der Erkenntnis gereift, dass Großmachtsstreben und übersteigerter Nationalismus nie zu Frieden führen würden. Ein militärischer Sieg würde automatisch weitere Ambitionen schüren, und ein Ende der Konflikte wäre niemals absehbar. Das alles wusste Papadopoulos und doch fühlte er sich als Soldat seinem Land zur Treue verpflichtet. Auch wenn das bedeutete, dass er vielleicht das Morgengrauen nicht mehr erleben würde.

    Punkt zwei Uhr erwachte Papadopoulos Funkgerät nach einer mehrstündigen Funkstille zum Leben. „Hier Sparta eins an alle, hier Sparta eins an alle! Bereit machen! Fall -Xerxes-, ich wiederhole, Fall -Xerxes-! Viel Glück - Ende!“.
    Im selben Moment schien um Papadopoulos herum die Erde zu beben und der Himmel war erleuchtet vom roten Schein hunderter fast simultan aufblitzender Mündungsfeuer. Die ersten Salven der griechischen Artillerie machten sich auf ihre elliptische Flugbahn in Richtung der russischen Task-Force.

    Einige Kilometer weiter westlich sahen auch Coyle und Bondarenko die Lichtblitze am pechschwarzen Horizont. Wenige Sekunden später vernahmen sie das dumpfe Dröhnen wie nach einem heftigen Gewitter. Nun ging es also los. Jetzt ging es für sie darum, solange es nur irgend ging, der Korken im Hals einer Sektflasche zu bleiben. Bondarenko signalisierte seinen umliegenden Männern, sich so tief es nur irgend ging in den Boden einzugraben und die Köpfe unten zu behalten. Dann schloss er die Luke seines BMP, ließ den Fahrer ein Stück zurücksetzen und meldete den Beginn des Sturmes an das gemeinsame Oberkommando.

    Dank der modernen Nachrichtentechnik erreichte Bondarenkos Spruch auch das feudale Büro des Militärattachés Dimitri Petrow in der russischen Botschaft von Athen. Er saß mit seinem deutschen Amtskollegen Oberst a.D. Von Bieberstein bei einer Partie Schach und einer Tasse Tee zu Tisch. Beide hatten das Eingetretene erwartet und begaben sich umgehend an den Kartentisch. Von Bieberstein war erleichtert. Nicht nur, weil es um seine Dame im Spiel nicht gut stand und mit ihrem Fall auch die Partie verloren gewesen wäre. Von Bieberstein war auch deswegen erleichtert, weil er den Planungen seiner ehemaligen Kameradinnen und Kameraden vertraute. Auch die Russen hatten sich in der erst kurzen Zeit des gemeinsamen Bündnisses als effektive, kreative und zuverlässige Partner erwiesen. Petrow und Von Bieberstein gingen davon aus, dass in diesen Minuten nur wenige hundert Kilometer entfernt der Auftakt zum Ende dieses militärischen Konflikts angebrochen war.

    • Offizieller Beitrag


    An alle Piloten!

    Das Allied Joint Force Command Naples (JFC Naples) hat seine NRF-Einheit und gleichzeitige "Speerspitze" der Ägäis-Mission noch nicht vergessen.

    In Anerkennung und Würdigung der gezeigten Leistungen, verleiht das Operative Hauptkommando des Allied Command Operations (ACO) der NATO, an jeden Teilnehmer der Lage Scale Operation eine Dankesurkunde und den Patch "TROJAN SHADOWS" . Diese werden auch Aufnahme in das pers. Log bzw. in den Bereich der "Events" finden und uns noch lange an die gemeinsame Zeit in KASTELI/CRETE erinnern.

    Vielen Dank für die tolle Zeit! :thumbup:

    Es liegt jetzt an dem Autor und "Kriegsberichterstatter" C. die Schlussworte zu finden!

    Der C/O

    *Fast vergessen, "Fly Out by Bflat" steht noch aus. Den Rohentwurf habe ich bereits gesehen, klasse Arbeit! :thumbup:

    • Offizieller Beitrag

    "Mission accomplished - Fly Out 1st GW"

    Als Anlage der Mitschnitt von Bflat zum "Fly Out" unserer Kräfte von KASTELI/CRETE, klasse gemacht! :thumbup:

    Leider wurde beim ersten Versuch der Beitrag gesperrt, wir kennen das Problem, die GEMA hat etwas dagegen. Aber auch so eine schöne Erinnerung an zurückliegende Tage, Wochen und Monate im Aegean Theater, in der Story "Trojan Shadows".

    Der C/O

    [video]http://www.youtube.com/watch?v=Dir-mAHpwTw[/video]

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    Geboren zu fliegen, aber gezwungen zur Arbeit!